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Im Grund genommen ist „Schüttel’s“ ein Worker-Placement-Spiel, bei dem wir Figuren auf dem Spielplan einsetzen, um sie später zu lukrativen Konditionen wieder zurück zu nehmen. Auf diese Art und Weise versuchen wir, unser Startkapital von 400 „Rappeltaler“ zu vermehren. Je nachdem, auf welches der 13 Felder man seine Figuren einsetzt, wird entweder sofort ein Einkommen ausgelöst, eine Geldanlage geschaffen oder wir müssen zahlen. Letzteres wollen wir natürlich vermeiden, soweit möglich.
Eckdaten
Name: Schüttel’s
Autoren: Bernhard Lach, Uwe Rapp
Grafik: Johannes Lott
Verlag: Zoch
Für wen: 2-6 Spieler, ab 8 Jahren
Spieldauer: ca. 30 Minuten
Platzbedarf: ca. 60x60cm
Verlagstext
Reihum schütteln die Spieler aus einem Zauberbecher Wichtel heraus. Von den 15 Gnomen, die das magische Gefäß enthält, sollen stets nur einige herauspurzeln. Dieser „Schüttelzauber“ bestimmt das Spielfeld, auf dem die kleinen Gesellen eifrig ans Werk gehen. Dort backen oder töpfern sie, versuchen ihr Glück im Wirtshaus oder nutzen die Kräfte der Wahrsagerin. Aber zur Schadenfreude der Mitspieler landen sie gelegentlich auch am Pranger. Treffen die Wichtel auf ein Handwerkshaus, veredeln sie die dortigen Waren. Doch im Überfluss verkommen die wertvollsten Stücke rasch zu Ramsch. Die Spieler wetteifern darum, den Fleiß der Wichtel zu versilbern. Dazu ist es wichtig, immer wieder besonders lukrative Felder zu „erschütteln“. – Mit der magischen Kraft ihrer Hände sind die Spieler so in jeder Spielrunde ihres Glückes Schmied – bis der ehrwürdigste und reichste Zauberer ermittelt ist.
Quelle: www.zoch-verlag.com, 03/2018
Über das Spiel
Alles klar, oder versteht ihr nur Bahnhof? Schauen wir uns zunächst einmal das Spielmaterial an und übersetzen es in eine Sprache, die jeder versteht. Oder wer glaubt, dass hier wirklich Gnome, Wichtel und Zauberbecher in der Box sind?
Beim „Zauberbecher“ ist es noch nicht so schwer, hier handelt es sich um einen Würfelbecher aus Kunststoff. Ebenfalls bekannt dürften die „Wichtel“ und „Gnome“ sein. Das sind 15 Pöppel, oder genauer gesagt, je 5 Halma-Kegel in grau, braun und weiß. Als „Waren“ werden Achteckprismen aus Holz bezeichnet, die in 6 Farben im Spiel enthalten sind. Last but not Least, haben wir noch den „Wichtelfänger“ im Spiel, einer dicken Filzmatte, die mittels Druckknöpfen zu einer Schale montiert wird = „Würfelteller“. Wem diese „Würfelschale“ grundsätzlich gefällt und gerne eine als Würfelteller für andere Spiele hätte, der sollte bei einschlägigen Internet-Plattformen und Handels-Plattformen nach „Hosentaschendepot“ oder „Taschenleerer“ suchen. Dort gibt es diese in sehr schönen, edlen Kunst-Leder-Ausführungen schon für unter 10 Euro. Doch jetzt zurück zum Spiel.
Im Grund genommen ist „Schüttel’s“ ein Worker-Placement-Spiel, bei dem wir Figuren auf dem Spielplan einsetzen, um sie später zu lukrativen Konditionen wieder zurück zu nehmen. Auf diese Art und Weise versuchen wir, unser Startkapital von 400 „Rappeltaler“ zu vermehren. Je nachdem, auf welches der 13 Felder man seine Figuren einsetzt, wird entweder sofort ein Einkommen ausgelöst, eine Geldanlage geschaffen oder wir müssen zahlen. Letzteres wollen wir natürlich vermeiden, soweit möglich.
Der Clou an der ganzen Sache ist der Würfelbecher. Dieser Würfelbecher wird mit den 15 Halma Kegel befüllt und ersetzt das Würfeln, so wie wir es kennen. Die Spielregel besagt nämlich: „Kippe mit einer durchgängigen Bewegung Wichtel schwungvoll aus dem Becher in den Wichtelfänger.“ Bevor es aber zu dieser Aktion kommt, kann man ein ganz anderes Phänomen beobachten, das mit dem Spiel auch rein gar nichts zu tun hat. Fast jeder Spieler der mit uns gespielt hat, schüttelte zuerst einmal ganz automatisch und instinktiv den Becher, so als ob Würfel darin wären. Quasi eine intuitive Handlung, die wie angeboren scheint, ganz nach dem Motto: „Würfelbecher = Hand drauf und schütteln“. Doch das bringt hier im Spiel wirklich nichts, aber, Zitat eines Mitspielers: „es beruhigt ungemein“.
So, jetzt wo der Mechanismus klar ist, kommen wir zum Spielablauf. Nach der schwungvollen Schüttbewegung liegen 1 bis 15 Wichtel im Wichtelfänger. Diese geben an, an welchem Ort eine Ware eingesetzt oder weggenommen werden darf. Einige Orte lösen sofortige Aktionen aus wie „Ware entfernen“, „Ware beliebig einsetzen“, „Strafe zahlen“ oder „Geld kassieren“. Die meisten Orte jedoch dienen der Wertanlage. Wirft man zum Beispiel exakt 8 Wichtel in den Wichtelfänger, so darf man eine seiner Waren auf die Zählleiste des Gebäudes Nr.8 setzen. Ist dies die erste Ware dort, wird diese auf dem Wert 120 eingesetzt. Steht dort bereits eine Ware (dies kann auch eine eigene sein), wird die vorhandene Ware ein Feld weiter (auf 180) geschoben und dann wiederum die „neue“ bei 120 eingesetzt. So geht es weiter über 240 bis hin zum Wert 300 (360 bei 4-6 Spieler).
Ist die ganze Reihe voll, werden beim nachschieben der Waren alle, die auf 300 (360) stehen aus dem Spiel genommen. Sie bringen dann aber auch keinen Ertrag. Um dies zu vermeiden, sollte man seine Waren rechtzeitig wieder „verkaufen“. Dazu muss lediglich noch einmal eine 8 gewürfelt werden. Denn dann kann man sich entscheiden, ob man weiter Waren dort einsetzen will oder all seine dort vorhanden Waren zu den aktuellen Werten verkauft. Timing ist hier wichtig. Wartet man lange, erhöht sich der Wert der eingesetzten Waren Stück für Stück und der Verkauf wird lukrativer. Wartet man zu lange, wird man aus dem Gebäude geworfen und geht leer aus.
Das Spiel endet, sobald eine bestimmte Anzahl an Waren aus dem Spiel genommen (verkauft) wurden, oder zwei Spieler alle ihre Waren eingesetzt haben. Es gewinnt, wer am meisten Geld verdient hat.
Fazit
Das Thema, die Geschichte geht völlig unter. Man „würfelt“ eine Zahl und bekommt Geld oder eben nicht, so eine Mitspielerin. Sie beschreibt auch weiter: „Obwohl es als einfaches Spiel gedacht ist fehlt mir etwas der Reiz etwas zu gewinnen/reich zu werden. Vielleicht fehlt es mir an der Spannung.“
Der Gag und das Problem an diesem Spiel ist ganz klar der Würfelbecher. Dieser sorgt für die Stimmung am Tisch, denn selten klappt es so gut, dass die gewünschte Anzahl Pöppel in der Schale liegen. Meist sind es zu viele oder zu wenige. Manch ein Spieler hat auch das Talent, das Feld Nr. 14 regelmäßig und zielstrebig mit 40 Rappeltaler zu bedienen.
„Schüttel’s“ ist kein anspruchsvolles Spiel, obwohl etwas Taktik und Timing ganz hilfreich sein können. Es ist ein Familienspiel. Es kann locker gespielt werden und dabei ist auch noch Zeit sich zu unterhalten. Der Spaß für Groß und Klein steht hier ganz klar im Vordergrund. Durch die recht kurze Spieldauer bietet sich zudem eine zweite Partie direkt anschließend an.
Auch unsere Runden waren geprägt von Spaß und vor allem Schadenfreude. Wer am Ende als Sieger hervorging war und ist bei uns Nebensache. Ein kurzweiliges Spielchen, ideal als Aufwärmer für den Spieleabend. „Schüttel’s“ lässt den Alltagsstress vergessen und ist somit ein Wegbereiter für die passende Stimmung beim Spiel mit Familie oder Freunden.
Und nicht vergessen: Becher schütteln bringt nichts, beruhigt aber ungemein.
© 21.03.18 Oliver Sack
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Abbildungen der Spiele und Regelauszüge © Zoch / Video, Fotos: Oliver Sack
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