Lesezeit: 7 Minuten
Hand aufs Herz, wer hat es früher nicht gerne am PC gespielt? Mahjong (sprich: „Maa-Dschong“ – die digitale Umsetzung/Variante zum klassischen Spiel aus dem Reich der Mitte? Klar, fast jeder und der eine oder andere spielt es sicher auch heute noch, denn es gibt viele digitale Versionen des Spiels für PC und als App für Smartphone und Tablett. Das digitale Solitär-Mahjong gibt es seit 1986. Erstmals veröffentlicht von Activision unter dem Namen „Shanghai“, später eroberte es als „Mah-Jongg“ sogar ganze Betriebssysteme. Das Original wird allerdings bis heute in der Regel zu viert am Tisch gespielt. Eine Solitär-Variante ist „analog“ hingegen eher nicht bekannt. Überraschend ist dabei, dass das Spiel gar nicht so alt ist wie man denkt. Erst seit ca 1870 gibt es das Mahjong.
Aber wir wollen uns hier nicht mit Geschichte und digitalem Krimskrams beschäftigen, schließlich liegt unser Schwerpunkt auf der, wie man so schön sagt, „analogen Unterhaltung“.
Eckdaten
Name: Dragon Castle
Autoren: Lorenzo Silva, Hjalmar Hach, Luca Ricci
Illustration: Cinyee Chiu
Verlag: Horrible Games
Vertrieb: Asmodee
Für wen: 2 bis 4 Spieler, ab 8 Jahren
Spieldauer: ca 45 Minuten
Platzbedarf: ca. 70x70cm
Verlagstext
Dragon Castle, das älteste und wichtigste Zentrum der Macht im ganzen Reich, zerfällt. Die Macht und der Einfluss der Burg schwand seit Jahrzehnten und nun verlässt das Volk die Stadt auf der Suche nach einer neuen Heimat.
Als Herrscher der nahegelegenen Reiche möchtet ihr diese Menschen willkommen heißen. Ihr habt jetzt die Gelegenheit, aus dem Schatten der Drachenburg zu treten und an Macht zu gewinnen. Dragon Castle ist ein Spiel frei nach dem traditionellen chinesischen Mahjong.
Nehmt Steine aus der einstürzenden Drachenburg und baut daraus eure eigene Burg. Erzeugt Serien aus Steinen, errichtet Schreine und erbittet die Hilfe der Geister. Doch nur, wer auch die Forderungen des Uralten Drachen erfüllt, kann den Sieg erringen.
Quelle: Verlagsbeschreibung (c) Asmodee / Horrible Games
Das Spiel
Zum Spiel gehören mehrere Spielpläne, die unterschiedliche Aufbauvarianten ermöglichen. Gespielt wird ähnlich den Regeln, wie man sie von der digitalen Variante kennt. Insgesamt werden 116 Spielsteine (beim Original 144) aufgebaut – die Drachenburg. Wer an der Reihe ist, darf ein oder zwei Steine vom Aufbau nehmen. Dabei muss ein Stein allerdings immer aus der obersten Ebene stammen und an seiner langen Seite frei sein. Nimmt man zwei Steine, müssen beide dasselbe Symbol zeigen. Nimmt man hingegen nur einen Stein, was manchmal taktische Gründe haben kann, hat man die Wahl. Entweder man nimmt einen Stein um ihn aus dem Spiel zu nehmen (entsorgen), was sofort auch einen Punkt bringt oder, man nimmt sich zum gewählten Stein noch ein Schrein dazu. Letzterer wird zunächst gesammelt und kann später eingesetzt werden, um zu punkten.
Wertung
Alle Steine, die man nimmt, werden auf dem eigenen Spielertableau platziert. Sobald dort dann mindestens vier Steine orthogonal in einer Gruppe liegen (Satz), werden sie sofort gewertet und anschließend umgedreht. Ein Satz wird dabei immer von oben, zweidimensional betrachtet, unabhängig davon, wie viel Steine übereinander liegen.
Wird ein Satz aus vier oder mehr Steinen erfolgreich zusammengeführt und es befindet sich mindestens ein Schrein im persönlichen Vorrat, kann dieser zusätzlich auf die soeben gewertete Gruppe (Satz) gesetzt werden. Je nach Art der Muster können bis zu zwei Schreine auf diese Gruppe gesetzt werden. Zwar können danach an diesen Stellen keine weiteren Steine gesetzt werden, der Schrein blockiert dies, jedoch bringen Schreine am Spielende in Abhängigkeit der Ebene auf der sie gesetzt wurden, zusätzlich Punkte.
Spielende
Das Spiel endet irgendwann, wenn nur noch die unterste Ebene auf dem Tisch liegt. Die Partie geht also ganz normal weiter, bis alle Spielsteine genommen wurden. Allerdings kommt jetzt noch eine Regel hinzu. Am Rande der Drachenburg werden zu Spielbeginn entsprechend der Spielerzahl (2-4) Drachenplättchen bereitgelegt. Liegen also nur noch Steine der untersten Ebene in der Drachenburg, kann ein Spieler wenn er an der Reihe ist, als Aktion, eines der Drachenplättchen (+2 Punkt) nehmen. Sobald das letzte Plättchen genommen wurde, ist jeder Spieler noch genau 1x an der Reihe, unabhängig davon, ob noch Steine ausliegen. Es gewinnt dann der Spieler mit …. ja genau, der mit den meisten Punkten.
Dies ist aber nur das Grundspiel. Hat man sich erst einmal damit vertraut gemacht, kann man zusätzlich mit den „Geister- und Drachenkarten“ spielen. Jeder Spieler erhält zu Spielbeginn je eine Geisterkarte und eine Drachenkarte. Geisterkarten erlauben eine individuelle Fähigkeit, die ein Mal pro Spielzug genutzt werden kann. Drachenkarten sind quasi Aufgabenkarten, die bei Erfüllung zusätzlich Punkte bringen. Beide Karten bringen so noch mehr Taktik und Finesse ins Spiel.
Unsere Eindrücke
Die Qualität und das Design der Spielsteine machen richtig Lust auf eine Partie und wer schon gerne am PC Mahjong gespielt hat, wird sehr schnell mit dem Spielablauf zu Recht kommen. Habe ich es anderen Spieler vorgestellt, so konnte meist sehr schnell gestartet werden, denn schwer sind die Regeln bei weitem nicht. Das Spiel lässt sich schon während der Aufbauphase weitestgehend erklärt werden.
Und ist es glückslastig? Nein, das ist es auch nicht, auch wenn einzelne Mitspieler diesen Verdacht schon geäußert haben. Dragon Castle erfordert vielmehr ein gutes Maß an Aufmerksamkeit, Planung und Taktik. Je nach verwendeten Geister- und Drachenkarten kann es allerdings auch sehr grübellastig und etwas länger werden. Dies kann man wiederum beeinflussen, indem man seine und die Punkte der Mitspieler im Auge behält, denn der Zeitpunkt des Spielendes ist nicht fix. Zwar kann man bis zum letzten Stein in der Drachenburg spielen, es empfiehlt sich jedoch, im richtigen Moment durch kassieren von Drachenplättchen das vorzeitige Ende zu provozieren. Nicht selten verhielt mir so ein schnelles Ende zum Sieg.
Aufbauzeit
Die Zeit zum Aufbau der Drachenburg beträgt alleine ca 4-5 Minuten, also auch nicht länger als manch „normales“ Spiel, im Gegenteil. Der Aufbau geht schon recht flott und wenn man es zu zweit macht, geht’s noch einmal schneller.
Fazit
Haptisch hat das Spiel einiges zu bieten. Zwar sind die Spielsteine nicht mit den original chinesischen Mahjong-Steinen zu vergleichen, aber hier, für das Spiel, sind sie völlig ausreichend und von hoher Qualität. Auch optisch sind sie ein Hingucker.
Dragon Castle gefällt uns zu zweit recht gut und zu dritt mit Abstand am besten. Zu viert sind es dann doch zu wenige Spielsteine, sodass die Partien bei weitem nicht so spannend sind. Oder anders ausgedrückt, Dragon Castle ist ein Spiel für zwei oder drei Spieler, welches auch mal zu viert gespielt werden kann.
Und solo? Natürlich habe ich versucht, die digitale Variante analog zu spielen. Leider ohne Erfolg. Es geht, aber bisher war mein bestes Ergebnis: 6 Steine übrig. Ich bleibe dran ….
Danksagung
Mein besonderer Dank geht an dieser Stelle an Beate D. Sie hat sich von einer China-Rundreise ein Original Mahjong mitgebracht und mir die tollen Bilder davon gemacht. Danke Beate.
© 02.09.18 Oliver Sack
Du bist anderer Meinung? – oder möchtest etwas hinzufügen, ergänzen oder kritisieren?
Dann schreib uns, wir veröffentlichen deinen Kommentar und freuen uns über jedes Feedback.
Abbildungen der Spiele und Regelauszüge © Asmodee/Horrible Games / Fotos: Oliver Sack
Sollten in diesem Beitrag Rechtschreibfehler oder falschgesetzte Satzzeichen sein, so ist unbedingt drauf zu achten, diese zu dokumentieren (Foto) und dann per Post in doppelter Ausführung an uns zu senden. Danke.