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Die neue, kooperative Spiel-Reihe von Kosmos, die Adventure Games, konnten wir bereits am 27. April 2019 beim Kosmos-Presse-Event in Frankfurt a.M. kennenlernen. Dort durften wir bereits vor der offiziellen Veröffentlichung am 16. Mai 2019 die „Monochrome AG“ an- und durchspielen. Wir haben darüber bereits auch schon berichtet. HIER unser Bericht.
Jetzt haben wir den zweiten Titel „Das Verlies“ gespielt. Wir waren nach den positiven Eindrücken aus Frankfurt gespannt, ob auch „Das Verlies“ uns begeistern kann. Die nachfolgenden, ersten Eindrücke, beruhen auf einer Partie zu dritt und sind absolut subjektiv und natürlich auch spoilerfrei!
Eckdaten
Name: Das Verlies
Für 1 bis 4 Spieler, ab 12 Jahren
Autoren: Phil Walker-Harding und Matthew Dunstan
Illustration: Martin Hoffmann
Spieldauer: 3x 60-90 Minuten
Platzbedarf: ca. 100 x 100 cm
Preis: ca. 15 Euro
Verlagstext
Spannendes Gesellschaftsspiel mit Abenteuer-Faktor! Die Spieler erwachen in einem dunklen Kerker. Der Weg nach draußen scheint unmöglich, zumal sich niemand erinnern kann, was zuvor passiert ist. Ähnlich wie in einem Adventure PC-Spiel müssen die Spieler nun den Ort erkunden, sich mit Personen unterhalten, Hinweise finden, Gegenstände miteinander kombinieren und Geheimnisse lüften. So kommen sie Schritt für Schritt der Geschichte auf die Spur und können (hoffentlich) fliehen. Spannend bis zum letzten Zug. Ein Brettspiel in drei Kapiteln ab zwölf Jahren, mit einfachen Regeln – los geht’s!
Quelle: www.kosmos.de, Mai 2019
Spielablauf
Die Story beginnt mit einer kleinen Einführung in die Hintergrundgeschichte und der Startaufstellung. Jeder Spieler wählt einen Charakter samt Spielfigur und „Lebenspunkten“. In der Tischmitte liegt die erste Karte (Start-Ort) aus. Dann geht es los. Wie bei einem Point-and-Klick-Adventure werden Räume und Gegenstände untersucht. Gelegentlich werden auch Gegenstände mit Räumen, Orten oder anderen Gegenständen kombiniert. Diese Erkundungen, Aktionen und Kombinationen werden mittels einem Zahlencode entweder im Abenteuerbuch nachgeschlagen oder via App visuell und akustisch ausgegeben.
Über den genauen Ablauf haben wir HIER schon berichtet.
Unsere Eindrücke zu „Das Verlies“ (spoilerfrei!)
Die Story bei „Das Verlies“ hat uns richtig gut gefallen und die insgesamt 225 Minuten (60+75+90) vergingen wie im Flug. Eigentlich wollten wir nur 1 Kapitel spielen, aber wir haben uns spontan (und aus Neugier) jeweils kurzfristig entschieden, doch noch weiterzuspielen. Wie auch schon bei „Die Monochrome AG“, so ist auch hier alles fein verzahnt und man hatte wieder das Gefühl, Teil der Geschichte zu sein. Besser noch, wir konnten uns sogar mit unseren Charakteren identifizieren und litten mit Ihnen.
Story und Rätsel
Das wirklich die Story im Mittelpunkt steht und nicht die Rätsel, wird einem recht schnell klar, wenn man einmal auf ein Rätsel im Spiel stößt. Die gelegentlichen Rätsel, die es zu lösen gilt, sind eher einfach bis mittelschwer, was aber unser subjektiver Eindruck war. Meist steht man nämlich eher vor Entscheidungen die in der Gruppe heiß diskutiert werden müssen, als das man sich an einzelnen Rätsel die Zähne ausbeißt. Es gilt auch immer abzuwägen, ob Mut und Risikobereitschaft oder eine sichere, zurückhaltende Vorgehensweise zielführend sein könnte. Aber Achtung, nicht immer wird Mut belohnt. Manchmal ist wirklich Zurückhaltung die weisere Entscheidung. Auf der anderen Seite macht es auch mal Spaß, und liegt in der Natur des Menschen, Dinge auszuprobieren, die bereits auf den ersten Blick nicht sonderlich intelligent wirken. #Hinterheristmannschlauer und Frau auch.
Strafen bei Irrtum/Versagen
Angenehm ist, dass man bei „Fehlversuchen“ keine drastischen Strafen bekommt. Zwar verliert man Lebenspunkte, aber man scheidet nicht völlig aus dem Spiel aus. Außerdem gibt es gelegentlich die Möglichkeit, sich zu heilen. Das macht wiederum etwas mutiger.
Unter Zeitdruck?
Zeit spielt auch bei „Das Verlies“ keine wichtige Rolle, da auch hier kein Timer mitläuft. Man ist also nie unter Zeitdruck, spielt nie gegen die Uhr. So ist immer Zeit, vermeintlich unwichtige Orte und Dinge zu erkunden und mit Gegenständen zu experimentieren oder mit Orten zu interagieren.
Die App
Die unterstützende App (iOS) war in der vorliegenden Version (vom 17.05.2019) weitestgehend sehr gut und hilfreich. Die Hilfefunktion können wir allerdings nicht wirklich beurteilen, da wir diese nicht ein einziges Mal in Anspruch genommen haben, was wir aber an der einen oder anderen Stelle mal besser getan hätten.
Die Sprachausgabe ist nicht künstlich! Der Verlag hat eigens für die Adventure Games Serie, professionelle Hörbuchsprecher engagiert, was richtig gut rüber kommt. Die Stimme ist angenehm und vermittelt auch ein gewisses Spielgefühl, da die Texte nicht nur steril heruntergelesen, sondern richtig stimmungsvoll vorgetragen werden.
App (iOS) kontra Abenteuerbuch
Das Abenteuerbuch (samt Hilfeseiten) haben wir so gut wie gar nicht verwendet. Wir haben zu 95% mit der App (auf iPad) gespielt. Es ist sehr angenehm und verleiht dem Spiel einen guten Fluss, wenn man sich die teils längeren Texte entspannt vorlesen lässt. Außerdem hat man so auch mehr Zeit, sich auf neue Situationen zu konzentrieren und/oder sich Notizen zu machen.
Gewundert haben wir uns allerdings bei der Anzahl der Spieler in App und Abenteuerbuch. In der Spielregel/Regelheft wird der Spielaufbau beschrieben für 2-4 Spieler, bzw. für die Solo-Partie. Bei der App hingegen kann man nur zwischen drei und vier Spieler wählen. Dies soll beim nächsten Update korrigiert und ergänzt werden. (Lt. Verlag 21.05.2019)
Was wir nicht empfehlen
Die Geschichten sind in drei Kapitel unterteilt und man kann jederzeit nach einem Kapitel aufhören und später wieder an derselben Stelle einsteigen. Allerdings empfehlen wir, dies nicht unbedingt zu tun. Man sollte sich wirklich die Zeit nehmen, das Spiel (alle 3 Kapitel) am Stück durchzuspielen. Das Spielerlebnis über rund 3-4 Stunden wird einen dafür belohnen. Eine Unterbrechung über Tage oder gar Wochen wird unserer Meinung nach nicht funktionieren, da man auch in folgenden Kapitel auf Entdeckungen und Erfahrungen aus vorangegangenen Kapitel zurückgreifen muss. Also wenn unterbrechen, dann maximal einen Tag. Wir denken, wenn man drei Abende hintereinander je ein Kapitel spielt, könnte es noch funktionieren. Längere Pausen werden wie gesagt, eher nicht funktionieren.
Was uns besonders gefällt
Im Laufe des Spiels, wenn man in der Geschichte weiter vorankommt, entdeckt man immer wieder neue Räume und Orte. Diese werden auf dem Tisch so platziert, dass sie logisch aneinander liegen und einem so den Eindruck geben, wirklich an diesen Orten zu sein. Entdeckt man in einem Raum einen weiteren Raum hinter der linken Tür, kommt die neue Ortskarte auch links neben die vorhandene. Orte an die man durch ein Loch im Boden kommt liegen dementsprechend unterhalb, Orte am Ende einer aufsteigenden Treppe, oberhalb. So fällt es auch leicht, sich in die Geschichte hineinzuversetzen.
Tipp zu Adventure Games
Man sollte sich unbedingt Stift und Papier bereitlegen um sich immer wieder Notizen oder Skizzen zu machen. Dies steht auch so und nicht ohne Grund in der Anleitung. Bei uns hat sich das mittlerweile nicht nur bei den Adventure Games mehr als bewährt. Wenn sich dann noch jemand findet, der freiwillig den Schriftführer gibt, umso besser. (Danke Simone, immer wieder gerne)
Einzelmeinungen
Oli
Ich habe jetzt beide Titel („Verlies“ und „Monochrome AG“) je ein Mal gespielt und muss gestehen, dass mir beide richtig viel Spaß gemacht haben. Ich werde beide Fälle sicher noch einmal spielen, um andere Wege zu gehen, mit der Erfahrung die ich jetzt habe. Auch freue ich mich, dies eventuell mit anderen Mitspielern zu machen. Wer weiß, vielleicht kommen wir zu einem ganz anderen Ende der Geschichte … Und wenn im Herbst der dritte Titel „Die Vulkaninsel“ auf dem Markt kommt, stehe ich in der ersten Reihe vorm Kosmos-Regal.
Petra
Ich habe die „Monochrome AG“ bisher noch nicht gespielt. Somit war „Das Verlies“ meine erste Adventure Games Erfahrung. Das Spiel und das Konzept haben mir gut gefallen. Ich empfand es auch als sehr angenehm, mit Unterstützung der App zu spielen. Die Informationen und Anweisungen lassen sich besser einprägen, wenn sie vorgelesen werden und man parallel mitlesen kann. Anstrengender empfinde ich es wenn man „nur“ einem Mitspieler beim Vorlesen zuhört. Dies ist besonders bei längeren Texten der Fall. Allerdings ist die App auf einem Tablet im Bezug auf Schriftgröße deutlich angenehmer als auf einem kleinen Smartphone. Bei letzterem fällt das Mitlesen dann doch schon schwerer.
Simone
Auch bei mir war es das zweite Adventure Game nach „Monochrome AG“. was ich bei den beiden Spielen gelernt habe ist, sich nicht von Möglichkeiten leiten zu lassen. Manchmal macht es Sinn sich vorher zu überlegen welche Reihenfolge die beste ist. Geht z.B. ein Gegenstand kaputt obwohl man ihn noch gut hätte gebrauchen können, ist das immer sehr ärgerlich….man hofft dann das ganze Spiel über, diesen Fehler korrigieren zu können. Da man auch nicht weiß, wie gravierend er war. Außerdem, tue nie Dinge die du im echten Leben auch nicht tun würdest. Das rächt sich fast immer. Notiert euch was ihr noch nicht inspiziert habt.
Wenn der Enthusiasmus eines neuen Raums dein Team befällt, ist die Amnesie zum alten Raum noch weit.
© 25.05.2019 Oliver Sack
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Abbildungen der Spiele und Regelauszüge ©Kosmos / Fotos: Oliver Sack
Dies ist keine Werbung, dies ist eine rein sachliche Meinungsäußerung zu einem Produkt.
Der Einfachheit halber, verwende ich die maskuline Schreibweise in meinen Texten. Wenn ich von „Spieler“ schreibe, meine ich natürlich immer auch „Spielerinnen“ bzw. „Spieler m/w/d“