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Kokopelli – Koko… was? – Ko-ko-pel-li! Ja, so heißt das Spiel und wer sich jetzt fragt, was das für ein Name sei, dem kann geholfen werden. Kokopelli, der Flötenspieler, ist halb Gott und halb Schelm und kommt auf vielen Felsenzeichnungen der nordamerikanischen Ureinwohner vor. So, jetzt wisst ihr Bescheid. Im Spiel kommt dieses halb Gott, halb Schelm ebenfalls vor, denn es bezieht sich auf die Spielregeln. Einerseits gibt es Grund-Spielregeln, andererseits hat jeder Spieler die Möglichkeit, nach eigenen Regeln zu spielen. Letzteres ist hier der Part des Schelms. Und mal ehrlich, wer wollte nicht schon lange einmal völlig regelkonform nach eigenen Regeln spielen? Jetzt habt ihr die Möglichkeit.
Name: Kokopelli
Für 2 bis 4 Spier, ab 10 Jahren
Autor: Stefan Feld
Illustration: Markus Erdt
Verlag: Queen Games
Spieldauer: 45 Minuten
Platzbedarf: 90×120 cm
Verlagstext
Kokopelli ist ein spannendes Kartenspiel für die ganze Familie, bei dem es um das Eröffnen und Beenden von Zeremonien geht. Jede Zeremonie verleiht euch unterschiedliche Fähigkeiten, die ihr clever einsetzen könnt, um für das Beenden von Zeremonien Punkte zu erhalten. Durch die vielen Kartenkombinationen und der Möglichkeit, auch bei euren Mitspielenden Karten anzulegen, entbrennt ein spannender Wettkampf um die beste Strategie und die meisten Punkte. Jede Partie kann mit verschiedenen Fähigkeiten gespielt werden, so dass es immer Neues zu entdecken gibt.
Quelle: Queen Games
Spielablauf bei Kokopelli
Ziel bei Kokopelli ist es, so viele Zeremonien wie möglich so schnell wie möglich zu vervollständigen, um so seinen Kartenstapel möglichst weit abzubauen. Eine Zeremonie ist ein Set aus vier gleichen Karten im eigenen Spielbereich. Dieser Spielbereich umfasst vier Auslageplätze auf dem eigenen Tableau. Hier können pro Spielzug bis zu zwei neue Zeremonien (Sets) begonnen werden oder daran angelegt werden. Mit dem Auslegen einer neuen Karte gelten auch sofort neue Regeln für den Spieler, der die Karte gespielt hat. Diese Regeln gelten so lange, bis die vierte Karte angelegt wird. Dann gibt es Punkte für das Vervollständigen der Zeremonie und die exklusiven Spielregeln werden dadurch wieder beendet.
Interaktion
Möchte ein Spieler an eine bereits eröffnete Zeremonie im eigenen Spielbereich anlegen, so kann er dies in seinem Spielzug ebenfalls tun. Darüber hinaus kann auch innerhalb des eigenen Einflussbereichs angelegt werden. Zum Einflussbereich gehören jeweils die beiden Plätze der Spieler links und rechts. So kann an vier Plätzen eine Zeremonie eröffnet, aber an gleich acht Plätzen angelegt werden. (Sofern keine temporäre Spielregel etwas anderes erlaubt.) Zwar bekommt man durch das Anlegen links und rechts nicht die Vorzüge der dortigen exklusiven Spielregeln, aber wenn man bei seinen Nachbarn eine Zeremonie beendet, bekommt man die Punkte und der Besitzer der Zeremonie ist seine Sonderregel los. Dies führt dazu, dass munter bei den Mitspielern angelegt wird und so eventuell sogar durch die eigenen Regeln noch Sonderpunkte kassiert werden können.
Spielende
Sobald der eigene Nachziehstapel aufgebraucht ist, oder 90% der Zeremonien mindestens zwei Mal vervollständigt wurden, endet das Spiel mit einer simplen Schlusswertung.
Unsere Eindrücke
Kokopelli ist mit seinen Grundregeln und den sich ständig wechselnden Individualregeln der Spieler längst nicht so chaotisch, wie man zunächst vermuten würde. Es läuft alles noch recht geordnet ab. Clou ist aber ganz klar das gezielte Ausspielen von Karten in den eigenen Bereich, um andere Spieler eventuell dazu zu zwingen, in diesen Bereich anzulegen. Denn auch so können Punkte generiert werden. Doch warum sollte man bei seinen Mitspielern überhaupt anlegen? Nun, zum einen möchte man natürlich eine Zeremonie beenden, egal wo und zum anderen gönnt man seinen Mitspielern natürlich keine Sonderregeln, die ihnen Vorteile verschaffen. So entwickelt sich ein nettes, unterhaltsames, von Emotionen geprägtes Hauen und Stechen.
Allerdings muss ich zugeben, dass man sich gerade in den ersten Partien noch schwer tut mit der Unterscheidung zwischen eigenem Spielbereich und dem Einflussbereich. Auch ist die Ikonografie der Karten sehr gewöhnungsbedürftig. Gut, dass auf jeder Karte ein erklärender Text steht.
Einschränkungen
Damit bei einer Partie Kokopelli nicht alle Spieler zeitgleich dieselben Regeln haben, ist es untersagt, in seinem Spielbereich (4 Felder) eine Zeremonie zu eröffnen, die bereits im eigenen Einflussbereich (8 Felder) aktiv ist. Dadurch ist man zeitweise gezwungen, seine Pläne zu ändern, um im richtigen Moment eine neue Zeremonie zu eröffnen und dann wiederum mit Sonderregeln Extrapunkte zu kassieren. Beim Punkten helfen neben den unterschiedlichen Zeremonie-Karten auch Joker-Karten, die immer angelegt werden können, so denn man sie mal hat, um Zeremonien zu beenden.
Zwei, drei oder vier Spieler?
Kokopelli spielt sich am besten zu viert. Zwar geht es auch zu dritt und mit Sonderregeln zu zweit, aber so richtig spannend und unterhaltsam ist es eigentlich nur in Vollbesetzung. Zu zweit ist es vom Spielgefühl und von der Taktik völlig anders, doch dazu später mehr. Die Grundregeln von Kokopelli und die Individualregeln sind leicht verständlich und bei Bedarf schnell in den Spielregeln nachzuschlagen. Außerdem kommen immer nur 10 von 16 verschiedene Zeremonien ins Spiel. Für Abwechslung ist also gesorgt und wem es dann doch nicht reicht, der bekommt mit der Erweiterung weitere 9 Zeremonien hinzu.
Wir hatten kürzlich auch die Gelegenheit, bei unserem Spielewochenende und bei einem unserer öffentlichen Spieleabenden das Spiel ausgiebig in verschiedenen Gruppen zu spielen oder für Feedback spielen zu lassen. Das Fazit war eindeutig über alle Runden hinweg: Eine Partie gerne, eine Revanche auch, aber dreimal hintereinander ist dann doch zu viel. Und Memo an mich: Es ist NICHT kooperativ! Mann muss NICHT gönnen können und jeder ist sich selbst der Nächste.
Kokopelli zu zweit
Mit wenigen Regeländerungen spielt sich Kokopelli sehr gut zu zweit. Unter anderem kommt für jeden Spieler eine eigene, exklusive Ablageposition hinzu. Während grundsätzlich an allen Zeremonienplätze des Gegners angelegt werden darf, hat jeder Spieler einen fünften, eigenen Platz, an dem eine Zeremonie eröffnet werden kann. Da der Gegenspieler an diese eine Zeremonie nicht anlegen darf, hat man es selbst in der Hand, für wie lange man diese Zeremonie und damit den Regelvorteil für sich nutzen will. Dies führt auch dazu, dass vermeintlich starke Karten noch stärker werden. Jeder Spieler sollte sich also ganz genau überlegen, welche Zeremonie man an seinem fünften Zeremonienplatz eröffnen möchte. Denn wie gesagt, diese Zeremonie ist dann besonders stark und der Vorteil lässt sich länger nutzen, da niemand diese Zeremonie beenden kann, außer der Spieler selbst.
Es gibt in der Zweier-Partie viel mehr zu beobachten und abzuwägen, ob und wo man bei seinem Gegner anlegt. Dadurch entwickelt sich schnell ein offener Schlagabtausch, der sich gegen Spielende noch steigert. Taktieren, agieren und reagieren, man muss oft schnell seine Pläne ändern und auf die sich ständig verändernden Auslagen reagieren. Oder durch frühzeitiges Agieren und provozieren, den Gegner dazu zu bringen, nicht den gewünschten Plan A ausführen zu können. Auch wenn wir anfangs unserer ersten Partie zu zweit noch recht unentschlossen und wenig überzeugt waren, haben wir unsere erste Meinung schon während der ersten Partie geändert. Man muss einfach viel mehr auf Wechseleffekte zwischen den ausgelegten Karten achten als in Partien zu dritt und zu viert.
Fazit
Wir hatten bisher immer Spaß mit Kokopelli. Es ist zwar kein großes, abendfüllendes Spiel, aber als Aufwärmer bringt Kokopelli die Spieler in Stimmung für den Abend. Und mit den einfachen Regeln kommen auch Neulinge recht schnell ins Spiel. Aber ich möchte nochmals wiederholen, spielt es zu viert. Es macht einfach mehr Spaß, während es zu zweit eher taktisch trocken ist.
Weniger Spaß hingegen macht das Inlay der Box. Wir haben bislang keine Idee, wie genau man sich das Inlay gedacht hat. Außer den Spielplanteilen passt eigentlich nichts so richtig in die Box. Schon gar nicht die Karten. Dazu kommt, dass die Spielplanteile so genau passen, dass diese durch „einrasten“ sogar noch beschädigt werden. Also Inlay raus, Banderolen um die Karten und alles lose in die Box (Wir haben ja alle Zip-Beutel). Würde Queen Games das Inlay gleich weglassen, die Box flacher machen, würde man zudem noch die Umwelt entlasten. Schließlich ist Nachhaltigkeit zurzeit ein großes Thema in der Szene. Zu Recht!
© 05.12.2021 Oliver Sack – Abbildungen der Spiele und Regelauszüge ©Queen Games / Fotos: © Oliver Sack
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Der Einfachheit halber, verwende ich meist die maskuline Schreibweise in meinen Texten. Wenn ich von „Spieler“ schreibe, meine ich natürlich immer auch „Spielerinnen“ bzw. „Spieler m/w/d“
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