Heat Titel

Lesezeit: 12 Minuten

HEAT – Pedal to the metal das neue Autorennspiel aus dem Hause Days of Wonder sorgte bereits auf der SPIEL’22 in Essen für Aufsehen in der Fachwelt und bei Besuchern. Zahlreiche Spieler und Blogger waren begeistert von der Einfachheit der Regeln, dem schnellen Spielfluss und der Spannung im Spiel. Fast wie auf einer realen Rennstrecke. Allerdings war der deutsche Vertriebspartner von Days of Wonder, Asmodee, nicht der Ansicht, dass das Spiel die Massen begeistern könne. Es ist nicht zeitgemäß, ein Rennspiel auf dem deutschen Markt unters Volk zu bringen, war die Meinung der Verantwortlichen. So konnte sich glücklich schätzen, wer auf der Messe eines der raren englischen Exemplare mit deutscher Regel ergattern konnte. Zwischenzeitlich hat sich aber die Einstellung dazu im Hause Asmodee etwas geändert und Anfang April gab es die erste deutsche Auflage von HEAT. Jedoch nicht wie erwartet im Handel oder den Fachhandelspartnern, sondern ganz exklusiv bei Thalia und dort auch nur im stationären Handel und nicht online. Auch die zweite Auflage im Sommer 2023 wird exklusiv über Thalia vertrieben. Der Fachhandel bekommt im Sommer zwar ebenfalls seine Warenlieferungen, aber nur in der englischen Fassung. Wie es zu so einer Vertriebsentscheidung gekommen ist, bleibt ein Geheimnis. Man wird Gründe haben, wir können nur spekulieren. Fakt bleibt jedoch: Das Spiel ist gut.

Heat Box

Name: HEAT – Pedal to the metal

Für 1-6 Personen, ab 10 Jahren

Autoren: Asger Harding Granerud & Daniel Skjold Pedersen

Illustrationen: Vincent Dutrait

Verlag: Days of Wonder

Vertrieb: Asmodee

Spieldauer: ca. 60 Minuten

Platzbedarf zu sechst: ca. 140×100 cm

Verlagstext

Der Countdown startet, die Motoren heulen auf und schon rasen die Wagen los. Der Grand Prix hat begonnen. Staub weht dir entgegen, als du in die erste Kurve einfährst. Du holst alles aus deiner Maschine raus und gerätst fast ins Schleudern. Aber mit festem Griff am Lenkrad saust du durch den Scheitel der Kurve, immer noch in Führung. An dir kommt so schnell keiner vorbei!

In diesem Rennen gibt’s keine Kompromisse, also Vollgas, bis die Reifen qualmen!

Heat ist ein schnell gelerntes und intuitives Hand-Management-Spiel, das dich ins Cockpit eines Rennwagens der 1960er-Jahre versetzt. Wähle die richtigen Upgrades für deinen Wagen, um perfekt in der Kurve zu liegen, den Motor kühl zu halten und trotzdem Top-Geschwindigkeiten zu erreichen. Der Schlüssel zum Sieg sind jedoch deine Fahrkünste.

Erlebe den Nervenkitzel eines Einzelrennens oder verwende das Meisterschaftssystem, um eine ganze Saison zu fahren und vor jedem Rennen deinen Wagen weiter zu verbessern. Keine zwei Rennen in Heat werden gleich verlaufen.

Quelle: Asmodee.de

 

Spielablauf Einsteiger Variante

HEAT CockpitMotor des Spiels ist ein Kartendeck, aus dem wir jede Runde unsere Karten wählen, mit denen wir die aktuelle Runde bestreiten wollen. Um aber das Rennen zu starten und unseren Boliden um die Kurven zu jagen, heißt es erst einmal, Gang einlegen. Je nachdem, welchen Gang wir einlegen, spielen wir entsprechend Karten aus. Im ersten Gang eine, im zweiten zwei und so weiter. Zu Beginn unseres Zuges können wir immer problemlos einen Gang hoch oder runter schalten, um so die Anzahl der Handkarten, die wir spielen dürfen, zu variieren. Wir können auch einen Gang überspringen, um direkt mehr oder weniger Karten zu spielen, was allerdings sehr aufs Material geht und unseren Motor warm werden lässt. Das Überspringen von zwei Gängen ist hingegen nie erlaubt. So kann dann beispielsweise beim Start im ersten oder zweiten Gang gestartet werden oder motorquälend im dritten.

Aber Achtung, jedes Mal, wenn wir unserem Motor zu viel zumuten, kommt eine „Hitzekarte“ vom entsprechenden eigenen Vorrat in unser Deck und blockiert dieses. Haben wir unseren Vorrat an Hitzekarten aufgebraucht, streikt die Karre und wir bleiben vorerst stehen, bis sich der Motor wieder von alleine abgekühlt hat. Dieses Problem lauert vorzugsweise vor und in einer Kurve. Wer in eine Kurve gemütlich und sicher reinfährt, wird lernen müssen, dass zügiges Fahren und hartes bremsen meist mehr Erfolg verspricht. Da ist so ein bisschen Hitze im Motor zweitrangig. Aber der Reihe nach.

Phase 1 bis 3 „Fahren“

heat 1Wir legen zu Beginn eines Durchgangs einen Gang ein und spielen aus unserer Kartenhand verdeckt die entsprechende Anzahl Karten vor uns aus. Dies geschieht parallel, also alle gleichzeitig und ist für jeden Spieler verpflichtend. Dann wird der Reihe nach beginnend beim aktuell Führenden aufgedeckt und gefahren. Es gibt dafür neben den erwähnten blockierenden Hitzekarten Zahlenkarten von 0 bis 5. Wir können uns also mit einer Karte im ersten Gang 0 bis 5 Felder weit bewegen. Bei zwei und mehr Karten entsprechend um die Summe der gespielten Karten.

Handelt es sich bei einer (oder mehreren) ausgespielten Karte um eine Stresskarte, wird für diese Karte eine weitere Karte vom eigenen Nachziehstapel gezogen. Da die Stresskarte selbst keinen Wert hat, können so weitere Zahlenkarten ins Spiel kommen und die eigene Reichweite in diesem Zug erhöhen. Es bleibt jedoch das Risiko, dass die gezogene Karte höher ist als man gehofft hat und dadurch zu schnell in eine Kurve fährt. Ebenso kann es sein, dass die gezogene Karte zu niedrig ist und man es gar nicht erst bis zur Kurve schafft. Dieses Glückselement wirkt bisweilen gemein, macht aber auch einen Teil der Spannung im Spiel aus. No risk, no fun!

Motor kaputt?

Es kann aber durchaus einmal passieren, dass man nur noch Hitzekarten beziehungsweise vor lauter Hitzekarten zu wenig Zahlkarten auf der Hand hat. In diesem Fall ist der Motor völlig überhitzt. Man muss so weit möglich seine Zahlkarten ausspielen und ausnahmsweise weitere Hitzekarten, bis die geforderte Anzahl Karten gespielt wurde. Das Auto bewegt sich nicht von der Stelle! Der Spielzug ist sofort beendet und man zieht auf sieben Handkarten nach. Motor Notabschaltung wegen Überhitzung!

heat 2Den nächsten Durchgang beginnt man dann an derselben Stelle im ersten Gang. Man muss also schon ein wenig auf sein Material achten und nicht einfach nur Vollgas fahren, auch wenn es verlockend sein mag.

Hat man seinen Boliden erfolgreich bewegt, werden die Aktionen 4 bis 9 der Reihe nach abgearbeitet, bevor der zweitplatzierte Fahrer seinen Boliden bewegt. Allerdings sind die Phasen 4 bis 8 freiwillig. Manchmal ist es ratsam, auf Bonusbewegungen zu verzichten. Extra-Kühlung wird hingegen jeder gerne in Anspruch nehmen.

Phase 4 „Adrenalin“ (optional)

Zunächst wird nach dem Bewegen des Rennwagens geschaut, ob der aktive Spieler zu Beginn der Runde letzter war. (ab 5 Spieler Letzter oder Vorletzter) Ist dies der Fall, gibt es einen Bonus in Form einer „Motorkühlung“ und einem Extraschritt. Letzterer wird jedoch auch beim Kurvenlimit mitgezählt!

Phase 5 „Reagieren“ (optional)

Jetzt kann die gesammelte Motorkühlung aus Phase 4 und dem aktuellen Gang verwendet werden, um Hitzekarten aus der Hand zu entsorgen und eventuell noch einen zusätzlichen Turbo-Schub auszulösen. Dieser Turbo-Schub bringt noch eine weitere Bewegungskarte ins Spiel, um nochmals ein paar Felder vorwärtszufahren. Da dies aber wiederum

den Motor belastet, kommt erneut eine Hitzekarte ins eigene Deck.

Phase 6 „Windschatten“ (optional)

Nach dem Reagieren wird geschaut, ob man mit seinem Rennwagen direkt hinter oder neben einem Konkurrenten steht. Ist dies der Fall, kann einmalig Windschatten genutzt werden, um erneut zwei Felder weiter zu ziehen, um sich so unter Umständen sogar an die Spitze des Feldes zu katapultieren, getreu dem Motto „Die Letzten werden die Ersten sein“. Allerdings kann Windschatten nicht in Kettenreaktion genutzt werden. Dennoch ein Element, dass immer wieder für Platzwechsel sorgen kann, was Spannung und Emotionen steigen lässt.

Phase 7 „Kurve durchfahren“ (optional)

heat 3Hier wird geschaut, ob man gerade durch eine Kurve gefahren ist und wenn ja, ob man zu schnell durchgefahren ist. War man zu schnell, bekommt man für jeden Schritt, um den man die angegebene Kurvengeschwindigkeit übertroffen hat, eine weitere Hitzekarte ins Deck.

Wer jetzt denkt, dass Hitzekarten doch gar nicht so schlimm sind, der irrt. Erstens können Hitzekarten die Kartenhand lähmen und zweitens ist deren Vorrat begrenzt. Hat man seinen Vorrat an Hitzekarten erschöpft und kann deshalb keine Hitzekarten mehr nachziehen, gerät man ins Schleudern, fällt hinter die letzte Kurve zurück und muss im ersten Gang wieder anfahren. Das kostet wertvolle Zeit, die man in einem Rennen eigentlich nicht hat, doch: Shit happens!

Phasen 8 und 9 „Kartenmanagement“

Am Ende des eigenen Spielzugs können unerwünschte Handkarten auf den eigenen Ablagestapel gelegt werden, soweit dies die Kartenart zulässt. (Stress- und Hitzekarten bleiben immer auf der Hand). Anschließend wird wieder auf sieben Handkarten nachgezogen.

Jetzt ist der nächste Mitspieler an der Reihe.

Wer gewinnt?

Am Ende gewinnt natürlich, wer zuerst über die Ziellinie nach zwei oder drei Runden gefahren ist. Eigentlich logisch, oder?

Spielablauf Profi Variante

heat profiDie Profi-Variante funktioniert im Grunde genauso wie die Einsteiger Variante. Alle 9 Phasen werden wie beim Grundspiel durchlaufen. Mit kleinen Änderungen, denn jetzt kommen je nach verwendetem Modul weitere Karten und Material ins Spiel. Insgesamt gibt es dafür 4 Module, die einzeln oder kombiniert ins Spiel kommen. Wir können dann durch Optimierungen am Fahrzeug oder durch Sponsorengelder und Prämien unsere Boliden tunen. So können wir noch schneller und noch härter fahren. Doch Vorsicht, die Speed-Limits in den Kurven bleiben! Gut, wenn man rechtzeitig auch in gute Bremsen investiert hat und nicht nur in pure Antriebsleistung. Aber auch das Wetter kann jetzt eine Rolle spielen und die Straßenverhältnisse schwieriger machen.

Mit dem Modul „Meisterschaft“ können ganze Rennserien gefahren werden und erst am Ende, nach 4 Rennen an unterschiedlichen Orten und mit unterschiedlichen Wetterbedingungen steht der Sieger fest. Für Rennsport-Fans sicher das interessanteste Modul. Voraussetzung: Man hat das Spiel und die anderen Module einmal gespielt und ist mit dem Ablauf mehr als vertraut.

Unsere Eindrücke zu Heat

Heat gefällt mir nicht nur optisch richtig gut. Der Spielablauf ist rund und zügig. Es wirkt dabei auch noch etwas einfacher und zugänglicher als das gute alte „Formula De“. Auch ist Heat etwas schneller gespielt. Wie beim Klassiker, so gibt es auch bei Heat mehrere unterschiedliche Strecken (4) und eine Profi-Variante mit verschiedenen Modulen (4), was summa summarum den Einstieg leicht und die Abwechslung so groß macht.

Wer Heat das erste Mal spielt, sollte aber auf jeden Fall zunächst die Grundvariante spielen, um den Spielablauf kennenzulernen. Dann steht dem Ausprobieren und kombinieren der Module in der Profi-Variante nichts mehr im Wege. Außer vielleicht das eigene Fahrkönnen.

Am besten spielt man Heat zu fünft oder zu sechst, weil hier einfach mehr Dynamik, mehr Renncharakter aufkommt. Zwar ist es auch schon zu zweit oder zu dritt spielbar und solo durch Auto-Bots ebenfalls, jedoch mach es mehr Spaß, wenn man genug Mitspieler hat. Gut, das bereits jetzt im Inlay der Schachtel Platz für zwei weitere Spieler vorgesehen ist und die Strecken ja auch bereits über 8 Startplätze verfügen.

Bisher waren alle meine Partien auch sehr unterhaltsam. Immer wieder gab es Situationen, in denen sich einer verschätzt hat. Zu schnell in die Kurve oder den Motor zu sehr gequält, weil man sein Glück beim Ziehen der Handkarten zu sehr strapaziert hat. Auch immer wieder toll zu sehen, wie gerade bei fünf oder sechs Spieler die Führung wechselt. Nicht selten kann ein Spieler vom letzten Platz innerhalb einer Runde die Führung übernehmen. Das ist Spannung pur und hält die Mitspieler bei Laune.

Fun Fact 1: Man kann auch 2x hintereinander aus einer Kurve fliegen, nicht wahr Frau Mustermann? (Anm.: Name der Redaktion bekannt)

Emotionen

Es gab immer wieder tolle Situationen und Nebenschauplätze. Einmal hatte eine Mitspielerin ihren Freund am Tisch. Dieser wollte jedoch nur zuschauen und nicht mitspielen. Dafür hat er sich dann aber immer wieder wie ein klugscheißerischer Beifahrer in Ihr Spiel eingemischt, was zu sehr unterhaltsamen Szenen geführt hat.

Fun Fact 2: Ihre Entscheidungen waren meist besser als die vermeintlichen Tipps vom Beifahrer. (Anm.: Name der Redaktion bekannt)

Fazit

Heat hat mich auf ganzer Linie überzeugt und wer Spaß an Rennspielen hat, sollte auf jeden Fall einen Blick auf Heat werfen. Die Parallelen oder Unterschiede zu „Flame Rouge“, die häufig genannt werden, kann ich nur wenig beurteilen, da ich „Flame Rouge“ tatsächlich bisher nur ein Mal gespielt habe und das liegt auch schon wieder ein paar Jahre zurück. Im Vergleich zum Klassiker „Formula De“ wirkt Heat etwas zugänglicher und punktet durch eine kürzere Spielzeit.

Heat ist für mich auch ein ganz heißer Kandidat, wenn es um den Deutschen Spielepreis 2023 geht. In anderen Ländern hat Heat je bereits schon Preise abgeräumt. Zu Recht.

Euch ist eine Meinung nicht genug?

beeple logo klein

Schaut doch mal bei den lieben Kollegen vom Beeple-Netzwerk nach. Vielleicht findet ihr unter www.beeple.de noch die eine oder andere Meinung zu diesem Spiel.

Alternativ könnt ihr immer gerne auch auf unserem und auf dem Discord-Server vom Beeple-Netzwerk nach weiteren Meinungen suchen.

© 31.05.2023 Oliver Sack – Abbildungen der Spiele und Regelauszüge ©Days of Wonder / Asmodee / Fotos: © Oliver Sack

Du hast Fragen oder bist anderer Meinung?
Du möchtest etwas hinzufügen, ergänzen oder kritisieren?
Gerne! Schreib bitte unten in die Kommentare.
Wir freuen uns über jedes direkte Feedback.


Dies ist keine Werbung, dies ist eine rein sachliche Meinungsäußerung zu einem Produkt.
Transparenz-Hinweis: Wir bekommen keine Bezahlung für unsere Meinung zu diesem Spiel! Soweit nicht anders angegeben, wurden wir durch ein Rezensionsexemplar unterstützt.


Der Einfachheit halber, verwende ich meist die maskuline Schreibweise in meinen Texten. Wenn ich von „Spieler“ schreibe, meine ich natürlich immer auch „Spielerinnen“ bzw. „Spieler m/w/d“


Datenschutzhinweis: Unsere Kommentarfunktion speichert die IP-Adressen der Nutzer, die Kommentare verfassen.