SPIEL 2023

Lesezeit: 19 Minuten

Das zweite Jahr mit der neuen Aufteilung der SPIEL fühlte sich etwas vertrauter an als bei der Prämiere im letzten Jahr. Zwar haben ein paar Verlage erneut den Standort gewechselt, aber das war nicht so wild. Wir haben uns auf jeden Fall schon einmal besser zurechtgefunden. Nicht zuletzt mithilfe der App, die wie schon erwähnt richtig gut geworden ist. Um jedoch nicht in die Verlegenheit zu kommen, einen Verlag nicht gleich zu finden, haben wir vorsichtshalber für die erste Stunde nach Hallenöffnung keine Termine gemacht und stattdessen die Hallen erkundet m uns etwas zu orientieren. Dabei stolperten wir hier und da auch über Spiele, die wir jetzt nicht auf dem Schirm hatten. Außerdem hatten wir so auch Zeit für spontanen Small Talk oder spontane Verlagsbesuche, denn nicht jeder Verlag machte im Vorfeld Termine aus.

Wir waren in diesem Jahr hauptsächlich im Bereich Familien- und Kennerspiel unterwegs, haben aber auch den einen oder anderen Titel im Bereich Expertenspiele oder jetzt neu Speziallistenspiele angeschaut.

2F Spiele

Bei Friedemann Friese kann man sich fast schon darauf verlassen, dass entweder etwas zum Erfolgstitel Funkenschlag oder ein neues großes Spiel in Essen vorgestellt wird. Dazu meist auch noch ein kleines Kartenspiel. So auch in diesem Jahr. Da wir Funkenschlag nicht haben und auch noch nie gespielt haben (Asche auf mein Haupt), haben wir uns lediglich das kleine Kartenspiel angeschaut und zwischenzeitlich auch angespielt.

Fischen (3-5 Personen, ab 8 Jahren)

Autor: Freidemann Friese
Grafik: Maren Rache

Fischen 2FEin Stichspiel, gepaart mit einem Deckbaumechanismus. Das gab es, so glaube ich noch nicht. Anfangs spielen wir mit einer noch recht schwachen Kartenhand unsere Stiche. Dafür gibt es dann Punkte. Die gewonnenen Stiche bekommen wir anschließend in unser Deck als Nachziehstapel. Können wir für die folgende Stichrunde nicht genügen Karten vom Nachziehstapel ziehen, ergänzen wir unsere Hand von einem zuvor vorbereitetem allgemeinen Nachziehstapel. So kommen mehr neue und stärkere Karten ins Spiel. Auch Aktionskarten wie zum Beispiel das Weitergeben von Handkarten, mischen die Runde auf. Zu Beginn fühlt sich „Fischen“ noch etwas ungewohnt an, aber mit der zweiten dritten Partie hat man den Dreh raus und versucht fortan immer den Mittelweg zu finden zwischen Punkte sammeln und Deck verstärken. Ein wie wir finden tolles Kartenspiel, das ein wenig aus der Reihe fällt.

Abacusspiele

In diesem Jahr feiert Abacusspiele sein 35. Jubiläum. 35 Jahre in Sachen Spiele unterwegs und das als Kleinverlag. Tolle Leistung – Herzlichen Glückwunsch. In dieser Zeit gab es auch ein paar ganz große Erfolge. So konnte unter anderem mit „Zooloretto“ (2007) und „Hanabi“ (2013) jeweils der prestigeträchtige Rote Pöppel zum Spiel des Jahres gewonnen werden. Im Jubiläumsjahr wurden mit „Camarque“ und „Up or Down“ zwei neue Spiele vorgestellt. Dazu noch neuen Fälle zu den erfolgreichen Sherlock und Deckscape Reihen. „Camarque“ hat unsere Neugier geweckt und wir wollen demnächst das Spiel nach den ersten Kennenlernpartien noch genauer unter die Lupe nehmen. Nebenbei haben wir uns am Stand natürlich noch das „Zooloretto“-Sonderplättchen „Faultier“ abgeholt.

Camarque (2-6 Personen, ab 8 Jahren)

Autor: Timo Diegel
Grafik: Michael Menzel

camargue„Camarque“ ist ein klassisches, solides Plättchen-Legespiel. Wir legen und erweitern Landschaften und werten diese mit einem besonderen Mechanismus. Jedes Mal, wenn wir ein Plättchen anlegen, bekommen wir sofort Punkte in Höhe der Anzahl Plättchen der gelegten Landschaft. So weit nichts Neues. Allerdings werden diese Punkte zunächst noch mit der Anzahl angrenzender angelegter Kanten des gelegten Plättchens multipliziert. Dies führt am Anfang einer Partie noch zu relativ kleinen Punkte Erträgen, mausert sich aber mit der Zeit zu immer höheren Punktzahlen. Hat man dann noch das Glück, ein Plättchen in eine Lücke zu legen, um drei Kanten zu berühren, wird verdreifacht, was richtig viel sein kann. Theoretisch wäre auch ein Vervierfachen möglich, aber das sollten die Mitspielenden verhindern. Aber manchmal hat man gerade in einer Zweierpartie das Glück, so eine Rundum-Lücke zu ergattern. Aber nur, wenn die Gegenspielerin einen Fehler macht.

Damit die Punkteverteilung noch etwas interessanter wird, gibt es Sonderplättchen. Hat man dies auf der Hand und wirft sie in seinem Spielzug einfach nur ab, erhält man 10 Punkte. Passt das Sonderplättchen jedoch zu einer Landschaftsart, mit der die Gegenspielerin eben eine hohe Wertung erhalten hat, wirft man das Sonderplättchen auch ab, darf sich selbst aber dieselbe Punktezahl gutschreiben. Quasi sind dies dann Schmarotzerpunkte. Das gibt dem Spiel eine gute Portion Interaktion und vor allem Emotion.

Amigo

Der Spezialist für kleine Kartenspiele hatte auch 2024 wieder einiges im Gepäck. Neben Neuauflagen zu „Geschenkt“, welches jetzt „No thanks!“ oder „Combo up“ dem ehemaligen „krass kariert“, gab es auch wieder neue kleine Spiele. Sowie einen neuen Fall aus der „Unsolved Reihe“. Uns hat besonders ein Spiel interessiert, welches wir bereits im Frühjahr auf der Spiel Doch! In Friedrichshafen schon einmal kurz kennenlernen durften. Damals hat uns besonders die Beschreibung Märchen-Stich-Draft-Kartenspiel neugierig gemacht. Ein zweiter Blick war da schon vorprogrammiert.

3 Chapters (2-6 Personen, ab 10 Jahren)

Autor: Joe Hout
Illustrationen: Jan Bintakies

3 chapters“3 Chapters” wird, wie der Name schon sagt, in 3 Kapitel (Durchgängen) gespielt. Im ersten Durchgang werden die jeweils acht Karten pro Person gedraftet. Heißt, wir wählen eine Karte aus unserer Hand, legen diese vor uns ab und geben die restlichen Karten weiter. Am Ende hat jeder Spieler erneut acht Karten. Das sind jetzt unsere Handkarten, mit denen wir den zweiten Durchgang bestreiten. Jetzt wird ein Stichspiel gespielt. Wer die höchste Zahl ausspielt, gewinnt den Stich, erhält zwei Punkte und eventuell noch zusätzliche Punkte durch einzelne Fähigkeiten, die auf den Karten vermerkt sind. Die ausgespielten Karten bleiben jedoch beim jeweiligen Besitzer und werden separat abgelegt.

Sind alle Stiche gespielt, werden die abgelegten Karten noch einmal alle aufgedeckt, um durch eventuelle Combos oder gegenseitigem Triggern weitere Punkte verteilt.

Ein Stichspiel mit einem etwas anderen Dreh. Macht Spaß, nicht zuletzt wegen der wirklich gelungenen Illustrationen der Märchenfiguren.

Asmodee

Der Branchengigant hatte in diesem Jahr mit all seinen Studios und Partnern in diesem Jahr keine besonderen Highlights, die unseren Geschmack treffen. Ein paar Familienspiele, ein Quizspiel, Kenner und Experten Titel. Hervorzuheben wären für uns lediglich die neue Unlock-Box „Supernatural Adventures“ (schon bestellt) sowie das „Time Trouble“ von Hans im Glück (siehe dort). Lediglich bei den Kinderspielen sind uns zwei Titel aufgefallen.

Sheep Hop! (1-4 Personen, ab 5 Jahren)

Autoren: Florian Fay, Mael Fay
Illustration: Pauline Berdal
Verlag: Space Cow

sheep hopBei diesem kooperativen Kinderspiel versuchen wir gemeinsam all unsere Schafe sicher in den Stall zu bringen. Der Weg dorthin ist jedoch gefährlich, den Wölfe patrouillieren auf dem Weg. Sie würden die Schafe lieber auf dem Grill als im Stall sehen.

Bewegt werden Schafe und Wölfe mittels Würfel. Zeigt der Würfel ein Schaf, wird ein beliebiges Schaf um 1 Feld orthogonal versetzt. Zeigt es einen Wolf oder Wölfe, werden entsprechend ein oder beide Wölfe um ein Feld auf ihrer Route bewegt. Trifft dabei der Wolf auf ein Schaf, wird es gefangen und landet auf dem Grill. Schaffen es die Schafe den Wölfen auszuweichen, sind sie sicher und können in den Stall. Dabei haben die Schafe noch eine weitere besondere Bewegungsmöglichkeit, die wir vom guten alten Damespiel her kennen. Kann ein Schaf überspringen, kann es weiter ziehen als normal. Kann ein Schaf gar mehrfach hintereinander springen, können richtig viele Felder vorangegangen werden. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob die übersprungene Spielfigur ein Schaf oder ein Wolf ist.

“Sheep Hop!” Hat uns sehr gut gefallen und wir werden es demnächst genauer anschauen und mit der Zielgruppe unter die Lupe nehmen.

 

Super Miau (2-4 Personen, ab 6 Jahren)

Autor: Guillaume Desportes
Illustratiuon: Olivier Derouetteau
Verlag: Space Cow

super-miazEin schönes kleines Deckbuilder-Kartenspiel mit einfachen Regeln. Reihum decken wir von unserem Nachziehstapel zwei Karten auf. Zeigen diese Münzen, können wir damit einkaufen. Im Angebot stehen je nach Preisklasse weitere Münzkarten, Katzenfutter. Außerdem gibt es auf den Münzkarten noch weitere Symbole wie Superheldenumhang, Katze oder Gauner. Letzteres Symbol kann beim Ausspielen verwendet werden, um bei Mitspielenden Karten zu klauen. So wächst das Deck und wird stärker. Irgendwann gelingt es einer Person, beim Aufdecken der beiden Karten eine Katze und einen Superheldenumhang aufzudecken. Dann ist klar, wer gewinnt und sich fortan „Katzistenz von Super Miau“ nennen darf.

Ein tolles Kinderspiel, das den Deckbuilding Mechanismus für Kinder zugänglich macht. Allerdings bleibt ein doch großer Kritikpunkt: Die Kartenqualität! Die Karten sind einfach zu dünn für ein Kinder-Kartenspiel. Knicken schnell und es besteht die Gefahr, dass sie schnell auch einreißen. Hier sollte dringend nachgebessert werden.

Deep Print Games

Deep Print Games hat sich in der noch jungen Verlagsgeschichte sehr gut etabliert. Die Spiele, die veröffentlicht werden, sind immer einen Blick wert. Auch die Größe des Messestandes war für solch einen kleinen Verlag sehr groß. Ausreichend Platz und Tische in exponierter Lage am Eingang in Halle 3 waren nicht zu übersehen. Auf den Tischen die beiden Herbstneuheiten „Intarsia“ von Michael Kiesling und „Civolution“ von Stefan Feld. Dazwischen Erklärer, die geduldig und Regel fest die Spiele erklärten.

Civolution (1-4 Personen, ab 14 Jahren)

Autor: Stefan Feld
Artwork: Dennis Lohausen

civolutionWir sind Götter und befinden uns im Wettstreit um die erfolgreichste Zivilisation. Es gilt unser Volk in Sachen Forschung, Entwicklung und Kultur voranzutreiben. Hierbei haben wir auch immer wieder Entscheidungen zu treffen, die den weiteren Spielverlauf tiefgreifend beeinflussen. Und für all das haben wir vier Runden lang Zeit.

Civolution ist ein Spiel, von dem selbst die Macher sagen, dass es schon jenseits der bekannten Einstufung als „Expertenspiel“ steht. Man könnte es schon „Spezialistenspiel“ nennen, wenn es diese Klassifizierung (bereits) geben würde. Rund 1 Stunde Regelerklärung und 2-3 Stunden Spielzeit, sagen Insider, wird man schon kalkulieren müssen für die ertse Partie. Wenn man sich die Regeln selbst erarbeiten muss, wahrscheinlich noch länger. Nach ca. 5 bis 6 Partien hat man dann angeblich die erste grobe Ahnung, wie das Getriebe Civolution funktioniert. Also auf jeden Fall ein absoluter Kracher, der mit der einfachen Platzierung von ein paar Würfeln in der Folge ein sehr komplexes Werk ergibt.

Ich würde mir Civolution bei Gelegenheit gerne anschauen und eine Partie mitspielen. Irgendwie bin ich hier schon ein bisschen neugierig.

Intarsia (2-4 Personen, ab 10 Jahren)

Autor: Michael Kiesling
Illustration: Lukas Siegmon

intarsiaNachdem wir in der Vergangenheit immer wieder Fliesen legen durften, geht es im neuen Spiel von Michael Kiesling (Azul) jetzt um Parkett. Genauer gesagt geht es darum, einen Parkettboden mit Intarsien aufzuhübschen. Je besser uns das gelingt, desto mehr Punkte erhalten wir für unsere Arbeit.

Intarsia ist ein tolles Puzzle-Punkte-Spiel mit eindrucksvollem Material. Einfache Regeln und viel taktische Möglichkeiten machen es zu einem tollen Familienspiel, das in jeder Besetzung funktioniert. Der doppelseitige Spielplan bietet zudem noch eine zusätzliche Abwechslung.

Edition Spielwiese

Bekannt ist die Edition Spielwiese vor allem durch „Micro Macro“, dem Krimi-Wimmelbild-Spiel vom Verlagspartner Hardboiled Games um Autor Johannes Sich. Das Spiel gewann 2021 den Titel „Spiel des Jahres“ in der Kategorie Familienspiele. Zu diesem erschien 2024 auch der letzte (?) Teil „Showdown“. Und natürlich war Micro Macro am Stand nicht zu übersehen durch seine schlichten, aber genialen St(r)ichfiguren in Schwarz-weiß. Jedoch neben Schwarz und Weiß war eine andere Farbe extrem auffällig. Orange. Diese Farbe gehörte zum unbestrittenen Party-Highlight auf der SPIEL 2024 – „Mieze Katze“. Ein zugegeben etwas beklopptes Spiel, bei dem man sich wunderbar zum Affen machen kann, aber auch ein Garant für großes Gelächter und viel Spielspaß. Ich hatte Glück und durfte auf der Neuheitenshow eine Runde „Mieze Katze“ u.a. mit den beiden Autoren spielen. Was soll ich sagen? Ich hatte mega Spaß.

Mieze Katze (2-6 Personen, ab 8 Jahren)

Autoren: Jens Merkl, Ralf zur Linde
Illustration: Sonja Müller

mieze katzeMieze Katze ist ein Partyspiel im klassischen Sinne. Gepaart mit einem Beat, den jeder Beatboxer kennt, denn es ist eine der ersten Übungen, wenn man Beatboxing lernen will. „Mieze Katze, Mieze Katze…“ Es klingt schon fast wie ein Ohrwurm, nein, es ist ein Ohrwurm!

Als Gruppe versuchen wir möglichst viele Beat Folgen fehlerfrei zum Besten zu geben. Nach einem zweimaligen „Mieze Katze, Mieze Katze“ ist der Takt klar und wir ergänzen gemeinsam mit allerlei Bewegungen, Aktionen oder akustischen Signalen die Reihe nach gemäß zufällig ausliegenden Karten. Immer schön im Mieze-Katze-Takt und mit einem vorher einstudierten Schluss-Move. Schaffen wir das fehlerfrei, kommt die nächste Karte ins Spiel und somit ein weiterer Move. Ziel ist es, einfach Spaß zu haben und nebenbei möglichst lange Reihen fehlerfrei zu intonieren. Haben wir 9 Fehler gemacht, ist Schluss. Aber egal, jede Runde ist ein Gewinn für die Gruppe. Apropos Fehler, was genau ein Fehler ist, entscheidet die Gruppe gemeinsam, oder wie es einer der beiden Autoren Jens Merkl so schön ausdrückt: „Fühlt es sich wie ein Fehler an, dann ist es wahrscheinlich auch einer!“.

Game Factory

Der Schweizer Verlag hat 2024 mit “Die magischen Schlüssel“ den Jury-Preis „Kinderspiel des Jahres“ gewonnen. Herzlichen Glückwunsch. Daneben hat Game Factory aber immer auch interessante Familienspiele im Programm. Aktuell die Lokalisierung von „Looot“ (Gigamic, 2023), also einem bereits bewährten Titel.

Neuland (2-4 Personen, ab 10 Jahren)

Autoren: Charles Chevallier und Laurent Escoffier
Design: Naïade

neulandDas Spiel erschien bereits 2023 bei Gigamic unter dem Titel „Looot“ (aus dem englischen „loot“ für „Beute“) – aber das kennen wir ja von der SPIEL.

Wir versuchen uns mit unserem Clan auf dem Spielfeld auszubreiten. Dabei erobern wir gegnerische Gebäude, sammeln Ressourcen und geben sie zum Wohle unserer Siedlung wieder aus. Viele taktische Möglichkeiten gilt es dabei im Blick zu behalten, denn wir spielen zwar mit persönlichen Tableaus (Siedlung), haben aber einen gemeinsamen Spielplan. Da wir unsere Wikingerfiguren nur angrenzend zu bereits vorhandenen Figuren (auch fremde) einsetzen dürfen, ist Konflikt vorprogrammiert. Dazu muss man noch aufpassen, dass man beim Einsetzen der eigenen Figuren keine Vorlagen für Mitspielende schafft.

In unserer Siedlung (Tableau) versuchen wir möglichst viele Baustellen abzuschließen und durch Aufwertungen der Basis-Siegpunkte für einzelne Gebäudearten den Punktertrag weiter zu erhöhen.

Hans im Glück

Der kleine Verlag aus München zeigt jedes Jahr in Essen seine Herbstneuheit neben den obligatorischen großen und kleinen Add-ons zu Carcassonne und Paleo. Dabei handelt es sich meist um ein Kenner- oder Expertenspiel. In diesem Jahr nun mal wieder der Versuch, ein Familienspiel zu etablieren. Das der Verlag sich damit in fremden Gefilden bewegt, ist nicht neu und schon gar nicht nicht erfolgversprechend. Bereits früher konnte man mit solchen Ausflügen recht erfolgreich unter anderem auch Kinderspiele (z.B. „Stone Age Junior“ – Kinderspiel des Jahres 2016) veröffentlichen. Sind wir also gespannt, was uns dieses und nächstes Jahr wieder erwartet.

Time Trouble (2-4 Personen, ab 9 Jahren)

Autoren: Carlo A. Rossi, Alessandro Zucchini
Illustration: Edu Valls

time troubleÜber das Ausspielen von transparenten Karten versuchen wir vier Figuren im Kreis in Richtung Ziel zu bewegen. Je nach Farbe der Figur und Farbe des Zielfeldes, auf dem die Bewegung endet, werden Sonderaktionen ausgelöst, die gut oder schlecht für das Team sind. Denn wir versuchen gemeinsam nicht nur ans Ziel zu kommen, sondern auch kleine putzige Wesen namens „Fluffys“ einzusammeln. Das kostet Zeit und somit Energie. Beides haben wir nicht im Überfluss, so gilt gute Absprache, Kommunikation und Teamwork. Haben wir dann im Ziel die je nach Level angeforderte Anzahl Fluffys gefangen und es sind alle Mitspielenden ebenfalls im Ziel, haben wir gewonnen und können uns an das nächste Level wagen. Einfacher wird es nicht, im Gegenteil. Aber genau das ist es, was „Time Trouble“ spannend und auffordernd macht.

Huch

Der Verlag hat in diesem Jahr eine neue Vertriebskooperation bekannt gegeben. Die Edition Spielwiese ist jetzt im Vertrieb bei Hutter Trade (Huch). Gleichzeitig wurde dieses Jahr aber auch die Kooperation mit dem französischen Verlag IELLO beendet.

Campus Galli (2-4 Personen, ab 10 Jahren)

Autor: Steffen Bogen
Illustration: Harald Lieske

campus galliCampus Galli heißt eine besondere Baustelle in Meßkirch zwischen Donau und Bodensee im schönen Oberschwaben. Dort entsteht gemäß dem St. Galler Klosterplans aus dem 9. Jahrhundert ein Kloster. Das ganze komplett mit dem Wissen, der Technik und den Werkzeugen der damaligen Zeit.

Auf dieser realen Grundlage basiert das Plättchenlegespiel, bei dem wir ebenfalls versuchen, das Kloster zu bauen, um für jeden unserer Fortschritte Punkte zu bekommen. Dies können wir sowohl kooperativ als auch gegeneinander. Wir bauen die Bibliothek, die Mensa und Klosterschiffe. Immer vor dem Hintergedanken, Besucher anzulocken.

Egal was wir tun, wir punkten. Mal mehr, mal weniger. Ein schönes Familienspiel mit sehr interessantem Hintergrund.

Kosmos

Für Kosmos läuft das Jahr 2024 bislang richtig gut. Zuerst gab es den Titel „Spiel des Jahres 2024“ für „Sky Team“ und jetzt zur SPIEL gewann das Spiel zudem noch den 2. Platz beim „Deutschen Spielepreis“. Was will man mehr?  – Herzlichen Glückwunsch.

Wer aber denkt, dass man sich jetzt auf diesen Lorbeeren ausruht, täuscht sich. Es gibt einige erwähnenswerte Titel außerhalb des Cockpits. Dabei steht neben der lang ersehnten Erweiterung zu „Die Weiße Burg“ mit „The Gang“ eine kooperative Pokervariante im Mittelpunkt. Aber auch erfolgreiche Marken wie „Catan“, „Adventure Games“ und „Die Crew“ werden weiter und erfolgreich gepflegt.

 

The Gang (3-6 Personen, ab 10 Jahren)

Autor: John Cooper, Kory Heath
Illustration: Fiore GmbH

the gangEin Kartenspiel – genauer gesagt, ein kooperatives Texas Hold’em Pokerspiel. Die Betonung liegt hier auf kooperativ und das klingt definitiv sehr ungewohnt und auch wir konnten uns letztes Jahr, als wir den Prototyp kennenlernen durften, absolut nicht vorstellen, dass so etwas funktionieren kann.

Es kann! Und jetzt liegt es bei Kosmos im Programm. Wie gesagt spielen wir Poker. Anstatt um immer größere Potts spielen wir jedoch nur darum, richtig einzuschätzen, wie stark die eigene Hand gegenüber den Mitspielenden am Ende sein wird. Über drei Runden kommt zu den eigenen zwei Handkarten je Runde eine weitere öffentliche Karten ins Spiel. Alle müssen dann entscheiden, wie sie ihre Handkarten damit kombinieren, um am Ende eine starke 5er-Combo zu erhalten. Diese gilt es jetzt einzuschätzen. Ist mein Full-House jetzt gut? Ein anderer Spieler denkt, er hätte ein stärkeres Blatt. Was, wenn ich nicht der einzige bin mit einem Full-House? Oder überschätzten sich meine Mitspielenden? Da wir jede Runde aufs Neue unsere Kartenhand neu einschätzen und ein wenig auf die Wahrscheinlichkeit achten müssen, ändern wir auch immer wieder unsere Meinung. Bis am Ende aufgedeckt und verglichen wird. Dann kommt das große A-ha!

Sehr schönes Kartenspiel, das nicht nur mit Poker Fans richtig Spaß macht. Ein echtes Highlight.

 

Adventure Games Family – Dimension Fünf-Sieben (1-4 Personen, ab 8 Jahren)

Autoren: Phil Walker-Harding, Matthew Dunstan, Jan Cronauer
Illustration: Fiore GmbH
Cover: Folko Streese

adventure games dimension 5 7Mit dem neuen Adventure Games will Kosmos jetzt Familien ansprechen. Entsprechend niedriger soll die Einstiegshürde sein. Das Spielsystem bleibt dabei komplett erhalten. Auch steht neben dem Abenteuerbuch wieder die App zur Verfügung. Die Kapitel sollen kürzer, die Rätsel etwas leichter sein. Eben, um Familien einen schönen Einstieg in die Adventure Games Reihe zu bieten.

In der Geschichte wollen drei Freunde und ein Hund die geheimnisvollen Vorgänge an der Schule aufklären. Mehr wollen wir gar nicht verraten.

 

The Crew Family (3-5 Personen, ab 8 Jahren)

Autor: Thomas Sing
Illustrationen: Jacob Müller

crew familyMit „Die Crew Family“ kommt ein weiteres Spielsystem auf den Familien-Tisch. Wieder gilt es, ohne Kommunikation dafür kooperativ Missionen zu erfüllen. Allerdings nicht ganz mit dem „Die Crew“-Stichspiel Mechanismus. Vielmehr spielen wir jetzt Karten aus, um Reihen zu bilden, die uns die jeweilige Mission vorgeben. Schaffen wir das, sind wir erfolgreich und können in die nächste Mission starten.

Inwieweit hier „Die Crew“ Fans glücklich werden, bleibt offen. Wir haben bereits Stimmen gehört, die eher enttäuscht von „Die Crew Family“ waren, die beiden bisherigen Spiele aber sehr schätzen. Wir sind gespannt, wenn es nach der SPIEL bei uns auf den Tisch kommt.

 

Catan – Energien (2-4 Personen, ab 12 Jahren)

Autoren: Klaus & Benjamin Teuber
Illustration: Ian O’Toole
Grafik: Michaela Kienle und Az Sperry

Catan Energien FazitDas gute alte „Catan“ bekommt ein neues Gewand, oder besser gesagt eine neue Rahmenhandlung. Passend zum Zeitgeist geht es jetzt darum, mit Energien zu haushalten, schmutzige Energie zu vermeiden und grüne Energien zu fördern. Immer wieder kommt es dabei aber zu negativen Ereignissen, die einen oder alle Mitspielenden treffen.

Im Grunde spielen wir wie gewohnt Catan. Allerdings ziehen wir jetzt vor unserem Spielzug einen Chip aus einem Beutel, der uns wiederum näher an ein meist negatives Ereignis wie Überschwemmung, Umweltverschmutzung oder ähnliches führt. Getriggert wird dies noch durch unsere Bauvorhaben auf dem Spielplan, denn wir können jetzt Kraftwerke bauen. Dabei stehen günstige (schmutzige) Kraftwerke und teure, aber dafür grüne Kraftwerke zur Verfügung. Beide bringen uns Vorteile, schmutzige eher Nachteile. Schaden wir unserem Planeten zu viel, müssen wir fortan zwei Chips vor Zugbeginn aus dem Beutel ziehen, was uns wiederum schneller zu Katastrophen führt. Und ist der Beutel leer, endet das Spiel vorzeitig!

Es sind also ein gutes Abwägen und ein gutes Gleichgewicht vonnöten, wenn man einerseits auf den eigenen Erfolg und die eigenen Siegpunkte schaut, andererseits aber auch das gemeinsame Ziel im Auge behalten sollte.

Konfrontatives Catan mit kooperativen Elementen. Eine sehr interessante Mischung.

So, das war der 2. von 3 Teilen zu unserem Besuch auf der SPIEL’24. Jetzt wollen wir ein paar Tage spielen, bevor wir den dritten und letzten Teil unseres Messerückblicks veröffentlichen. Also habt bitte etwas Geduld.


(c) 15.10.2024 – Oliver Sack, SPIELEVATER

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