Lesezeit: 8 Minuten
#kosmosbb21 – unter diesem Hashtag lud Kosmos zum dritten Mal MedienvertreterInnen ins Blogbistro ein. Corona bedingt online via Zoom-Konferenz, aber mit vollem Programm rund um die Frühjahrsneuheit Robin Hood von Michael Menzel. Zu diesem virtuellen Treffen wurden wir rund zwei Wochen zuvor mit einer Nachricht an einem Armbrust-Pfeil thematisch passend eingeladen. Neben unserem Team folgten rund 40 weitere Blogger und Bloggerinnen dem Ruf Robin Hoods nach „England“ in den Sherwood Forest.
Begrüßt wurden wir durch das Kosmos Presse-Team Silke, Saskia und Anna sowie dem Spiele-Redakteur Wolfgang Lüdtke und dem Autor von Robin Hood, Michael Menzel. Dies brachte dann auch gleich die erste brennende Frage auf. Michael Menzel als Autor eines neuen Spiels? Wollte er nicht nach Andor die Autorentätigkeit wieder an den Nagel hängen und sich seiner Kernkompetenz, der Illustration widmen? Eigentlich schon, aber etwas in ihm rumorte wohl schon seit 2014. So alt ist die Idee zu Robin Hood nach eigenen Angaben. Aber Michael Menzel arbeitete eher im Verborgenen an seiner Spielidee. So gab es keinen Erwartungsdruck, keine Termine, kein Stress. Auch das Thema und die Illustrationen wechselten während der Entwicklungsphase. Vom Urgedanke zu Robin Hood, hin zu den Medici nach Florenz und dann doch wieder zurück zu Robin Hood, erinnert sich Redakteur Wolfgang Lüdtke. Dieses Ausprobieren und Hin und Her war für Michael Menzel kein Problem, denn er hatte ja Zeit und musste auf niemanden Rücksicht nehmen. Besonders beim Thema Illustration war er froh, alles selbst machen zu können. So konnte er kurzfristig alles ändern, so wie es ihm gefällt. „Anders hätte ich wohl mehrere Illustratoren verschlissen!“, so Michael Menzel.
Als das Spiel dann einen sehr fortgeschrittenen Status erreichte, wendete er sich an Kosmos und stellte sein Robin Hood vor. Wichtig war es dabei für Michael Menzel, dass das Spiel als Familienspiel gedacht sein sollte. Ein Wunsch, dem Kosmos dann auch gerne nachkam. Herausgekommen ist am Ende also ein Familienspiel mit offener Spielfläche, storybasiert, ein wenig Legacy, gepaart mit Abenteuer, Rätsel und kooperativ. Aber Michael Menzel betonte, dass es sich nicht um ein Exit-Spiel handle.
Der große Spielplan mit Sherwood Forest, Nottingham und der Burg erinnert dabei ein einen überdimensionalen Adventskalender – überall nummerierte Türchen. Dazu noch ein Stoffbeutel und eine große Handvoll Holzteile. Hingucker ist aber unbestritten das große, gebundene Hardcover Buch mit edlem (Kunstleder?) Einband!
Da es ja wie gesagt, ein Familienspiel für 2 bis 4 Spielerinnen ab 10 Jahren ist, hat man großen Wert auf die Zugänglichkeit gelegt. Nur ein Blatt „Schnelleinstieg“ erklärt die wichtigsten Regeln und man kann sofort loslegen. Unter Anleitung von Michael Menzel hatten wir jetzt auch die Gelegenheit Robin Hoods erstes von neun Abenteuer zu spielen, was wir natürlich mit einer hohen Erwartungshaltung dann auch gemacht haben. Zu dritt machten wir uns also auf, Little John aus den Fängen des Sheriffs von Nottingham zu befreien und ihn so vor dem sicheren Galgen zu bewahren. Die Aufgabenstellung war klar.
Hinweis: Wer mehr Informationen zum Spiel sucht, wird auch auf www.die-abenteuer-des-robin-hood.de fündig.
Spielablauf bei Robin Hood
(Spoilerfrei!) Der ganze Spielplan ist offen. Es gibt keine Felder oder vorgegebene Wege. Einzig die Einschränkung, sich nicht über Gegenstände, Personen oder ähnlichen Hindernissen zu bewegen. Alleine schon das macht einen Spielzug mechanisch recht überschaubar. Bewegen und eine Aktion ausführen. Mehr ist nicht zu tun, wenn man am Zug ist.
Bewegen
Die Art, sich auf dem Spielplan zu bewegen, erinnert an die Tabletop-Spiele, nur dass man die Entfernung von Startpunkt der Bewegung hin zum Zielpunkt nicht akribisch mit einem Maßband bestimmt, sondern mit den eigenen Spielfiguren. Beginnend an der aktuellen Position der eigenen Figur werden bis zu drei weitere Figuren angelegt und am Ende die zweite eigene Spielfigur angereiht. Anschließend werden alle Figuren außer der zweiten Spielfigur wieder entfernt. Die Bewegung ist beendet – ganz einfach. Da Robin Hood kooperativ gespielt wird, ist es (meist) nicht so wichtig, wenn es einmal nicht so exakt auf den Millimeter genau passt.
Aktion ausführen
Berührt am Ende der Bewegung die Spielfigur jetzt eines der „Adventskalendertürchen“, kann eine von drei Aktionen ausgeführt werden. Dazu wird im Abenteuerbuch unter der Seitenzahl, die dem „Türchen“ entspricht, gelesen und die entsprechenden Anweisungen befolgt. Manchmal wird man auch vor die Wahl gestellt, eine bestimmte Entscheidung zu treffen, die wiederum weitere Folgen auf das Spielgeschehen hat. So kann man zum Beispiel wenn man Personen trifft, nach dem Weg fragen oder um Hilfe oder um Informationen bitten.
Rundenablauf
Wer wann am Zug ist, wird durch das Säckchen bestimmt. Im ersten Abenteuer sind darin Holzscheiben entsprechend der Farben der Spieler sowie eine rote Scheibe. Gespielt wird also in der Reihenfolge, in der die Scheiben aus dem Säckchen gezogen werden. Die rote Scheibe sorgt, wenn sie gezogen wird, für ein negatives Ereignis. Letzteres kommt immer ein Mal pro rund vor und soll einen gewissen Druck auf das Team um Robin Hood ausüben, sich nicht zu lange aufhalten zu lassen, um das Ziel des Abenteuers zu erreichen. Im weiteren Verlauf des Spiels, in weiteren Abenteuern, kommen weitere Scheiben dazu, die Doppelzüge und negative Ereignisse auslösen. Zu den negativen Dingen gehören auch die als Spiel-Timer verwendeten Sanduhr-Marker. Diese geben an, wieviel Zeit den Protagonisten verbleibt, um das Ziel des aktuellen Abenteuers zu erreichen. Sind diese Marker, deren Anzahl von Abenteuer zu Abenteuer variiert aufgebraucht, hat die Gruppe sofort verloren.
Weitere Spielregeln
Wie schon 2020 bei My City von Reiner Knizia, sind die Regeln im ersten Szenario recht übersichtlich, was einen schnellen Spieleinstieg ermöglicht. In den folgenden Szenarien kommen dann immer wieder Stück für Stück, neue Regeln und Spielelemente hinzu. Auch verändert sich der Spielplan immer wieder. Personen und Gegenstände tauchen auf und verschwinden wieder. Manche temporär, andere für immer. Wann was geschieht und wann neue Regeln hinzukommen, sagt einem das Buch. Sollte dann einmal der Fall eintreten, dass ein neues Element unklar ist, einfach abwarten. Das Buch erklärt alles noch rechtzeitig. Außerdem helfen zwei Lesezeichen bei der Orientierung im Abenteuerbuch.
Unser erstes Fazit
Wir haben direkt nach dem Zoom-Meeting noch zwei weitere Abenteuer zu dritt gespielt und stehen jetzt vor dem vierten Kapitel. Unser erster Eindruck zu Robin Hood ist vorwiegend positiv. Klare Regeln, klarer Spielablauf und eine tolle Geschichte. Es hat Spaß gemacht, uns gemeinsam durch die Wälder zu schlagen, Dinge zu entdecken und Aufgaben zu lösen. Dabei auch immer Robin Hoods Geschichten im Hinterkopf, was durchaus auch mal hilfreich sein kann auf der Suche nach den richtigen Entscheidungen. „Nimm es von den Reichen!“, ist dabei nur ein Aspekt, den man aus der Geschichte kennt.
Eine der ganz cleveren Ideen beim Spielmaterial ist das Stoffsäckchen. Darin befinden sich während des Spiels drei verschiedene Spielelemente, deren Anzahl sich permanent verändert, aber niemals zeitgleich genutzt wird. So ist das wahlweise Ziehen von runden Pappmarker, runden Holzscheiben und kleinen Holzwürfeln problemlos möglich. Quasi ein echtes Multi-Use-Säckchen für den Bag-Builiding-Mechanismus im Spiel.
Beim Spielmaterial gibt es allerdings ein paar Kleinigkeiten, die jetzt nicht so toll sind. Da ist zum Einen das bereits erwähnte Stoffsäckchen, bei dem sich die Naht und somit das Säckchen auflöst (kommt auch bei anderen Spielen immer wieder vor und lässt sich mit Nadel und Faden beheben), zum anderen der Spielplan selber. Plättchen, die häufig genutzt (gewendet) werden, weisen recht schnell Verschleiß an den Kanten auf. Das lässt sich leider auch nicht vermeiden, man muss also mit Vorsicht an die Sache herangehen.
Anm.: Der Verlag musste ein Kompromiss finden zwischen gut sitzenden Teilen, damit diese nicht herausfallen und einem leichten Sitz, um die Teile anzuheben und zu wenden. Keine einfache Sache für den Produzenten.
Etwas ärgerlicher ist es, dass sich nach drei gespielten Abenteuer bei uns die Spielplanteile zu wölben begannen. Keine Ahnung, ob das nur bei uns so ist. Wir hoffen jetzt einfach, dass sich das wieder zurückbildet. Ein Produktionsfehler ist dem Verlag bis dato nicht bekannt. Mal abwarten, meist bildet sich das wieder zurück. Ist jetzt nicht so schlimm, nur unschön.
Wie geht es weiter?
Wir werden uns, wenn wir alle neun Abenteuer durchgespielt haben, noch einmal ausführlich mit Robin Hood in einer Spielbesprechung auseinandersetzen.
Hinweis
Unsere hier geschilderten Eindrücke beruhen allesamt auf der Probe-Partie beim Kosmos Blogbistro am 27.02.2021. Die Lust, weiter zu spielen, ist heute, ein Tag nach dem Event eher noch größer geworden. Schade dass wir noch 5 Tage warten müssen ….
© 28.02.21 Oliver Sack
Du bist anderer Meinung? – Oder möchtest etwas hinzufügen, ergänzen oder kritisieren?
Gerne! Schreib doch einfach unten in die Kommentare. Wir freuen uns über jedes Feedback.
Abbildungen der Spiele und Regelauszüge © Kosmos / Fotos: Oliver Sack
Dies ist keine Werbung, dies ist eine rein sachliche Meinungsäußerung zu einem Event und einem Produkt.
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung.