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Spiel des Jahres 2018
‚Azul‘ ist in erster Linie ein abstraktes Legespiel, bei dem wir bunte Kacheln „an die Wand“ bringen müssen und das möglichst effektiv und punkteträchtig. Das Problem dabei ist nur, dass die anderen Mitspieler dasselbe versuchen, und dass wir nicht immer die Kacheln bekommen, die wir wollen. Man muss also Kompromisse machen und seine Spielzüge gut planen. Es steckt mehr Interaktion im Spiel, als es zunächst den Anschein hat.
Eckdaten
Name: Azul
Autor: Michael Kiesling
Verlag: Plan B Games
Vertreib: Pegasus
Für wen: 2-4 Spieler, ab 8 Jahren
Spieldauer: 30 bis 45 Minuten
Platzbedarf: ca. 100 x 70 cm
Verlagstext
‚Azul‘ lädt dich dazu ein, die Wände des königlichen Palastes in Evora mit prunkvollen Fliesen zu verzieren.
Das von Michael Kiesling erdachte Spiel lässt Assoziationen an die bunt gefliesten Paläste in Spanien und Portugal aufkommen. Der Glücksfaktor besteht hier nicht aus Würfeln, sondern den zufällig gezogenen Fliesenteilen, die die Spieler geschickt auf ihren Spieletableaus einsetzen, um Punkte zu erhalten. In zwei Phasen entscheiden sich die Spieler, welche Fliesen sie aus der Tischmitte erwerben wollen. In der Folgephase werden diese in die Palastwand eingesetzt und erzeugen durch die erhaltenen Muster Punkte. Wenn die Fliesen nicht entsprechend der Regeln abgelegt werden können, kann es aber auch Minuspunkte geben.
Quelle: Pegasus.de, 10/2017
Hintergrund
Der Titel des Spiels leitet sich ab von Azulejo. Ein Azulejo ist ein Bild aus zumeist quadratischen, bunt bemalten Keramikfliesen, das seinen europäischen Ursprung in Spanien und Portugal hat und dort hergestellt wird. Die wetterfesten Fliesen sind dort fester Bestandteil des Stadtbildes und werden an öffentlichen Monumenten und Gebäuden, Hausfassaden und Kirchen, aber auch an Innenwänden zu oftmals künstlerischen Wandbildern zusammengefügt. Häufig sind alte Blumen-, Vögel- und Schiffsmotive verarbeitet. In Wandverkleidungen aus Azulejos finden sich traditionell auch Ornamente der islamischen Kunst.
Quelle: Wikipedia
Wer die Spiele-Branche ein bisschen beobachtet, hat sicher schon gemerkt, dass ‚Azul‘ zur Zeit in aller Munde ist. Auf der Messe Spiel’17 war es einer der beliebtesten Titel nicht nur beim Verlag Plan B Games. Lange Schlangen bildeten sich dort täglich am Verkaufsstand. Jeder wollte (s)ein Azul. Ein Hype?
Wir hatten bereits Anfang Oktober beim Pegasus-Pressetag die Gelegenheit, das Spiel zu spielen. Unser erster Eindruck damals war durchaus positiv. Aber es braucht immer einige Partien zusätzlich, um sich wirklich ein Bild machen zu können. Dies haben wir zwischenzeitlich getan und unsere Meinungen dazu haben sich verfestigt. Auch unsere Mitspieler waren durchweg angetan von Azul.
Spielablauf
Schauen wir uns aber zuerst den groben Spielablauf an. Dabei möchte ich aber nicht auf alle Details eingehen, sondern wirklich nur einen groben Überblick geben.
Jeder Spieler bekommt ein Spieltableau, auf dem er seine Fliesen auslegt und seine Punkte auf der Punkteleiste markiert.
Anschließend werden in der Tischmitte, abhängig von der Spielerzahl, 5-9 Plättchen ausgelegt und mit je 4 Spielsteinen (Fliesen) bestückt.
Dann kann es auch schon losgehen. Wer am Zug ist, wählt 1 Plättchen aus, nimmt sich davon genau 1 Sorte Fliesen und legt diese auf sein Tableau. Die restlichen Fliesen kommen zurück in die Tischmitte, zwischen die bestückten Plättchen. (Im Bild gewählt: die beiden hellblauen Fliesen, links)
Beim Legen der Fliesen auf dem Tableau gilt es ein paar Dinge zu beachten:
- Fliesen werden zunächst immer auf der linken Seite platziert.
- Pro Spielzug darf nur eine der 5 Reihen (links) bestückt werden.
- Die Reihen müssen in einem Spielzug nicht zwingend komplettiert werden (hellblau)
- Überzählige Steine müssen auf der Malus-Leiste (unten) platziert werden (rot).
Grundsätzlich darf sich jeder Spieler, der am Zug ist, entscheiden, ob er Fliesen von einem Plättchen nehmen will oder alle Fliesen einer Sorte aus der Mitte. Wer sich als Erster in der Mitte bedient, wird zudem Startspieler der nächsten Runde. Sind alle Fliesen von den Plättchen abgeräumt, so muss der Spieler alle Fliesen einer Sorte aus der Mitte nehmen, auch wenn er nur wenige oder keines davon auf seinem Tableau unterbringen kann. Im dümmsten Fall müssen alle Steine die man nimmt auf die Malus-Leiste gelegt werden!
Sind alle Fliesen der aktuellen Runde verteilt, kommt es zur Wertung. Aus jeder vollständigen Reihe links, wird genau 1 Stein auf das Feld rechts verschoben. Überschüssige Fliesen kommen vorerst aus dem Spiel. Anschließend werden die gelegten Fliesen sofort gewertet und gegebenenfalls die Minus-Punkte mit verrechnet. Dann kommen auch diese Steine aus dem Spiel.
Eine neue Runde beginnt mit dem bestücken der Plättchen. Sobald es einem Spieler gelingt, rechts eine horizontale Reihe komplett zu belegen, endet das Spiel am Ende der laufenden Runde mit einer Schlusswertung.
Wer dann die meisten Punkte hat gewinnt. (Wie immer, wenn es Punkte gibt.)
Unsere Eindrücke
‚Azul‘ ist super schnell erklärt und spielt sich recht flott. Dazu kommt noch das fantastische Material. Die Kunstharz-Steine sind nicht nur haptisch, sondern auch sehr nett anzuschauen. Überhaupt gefällt vielen von unseren Mitspielern die optische Aufmachung des Spiels. Es macht einfach Lust damit zu spielen. Zu Beginn, in seinen ersten Partien wird man zwar noch recht planlos spielen, aber mit der Zeit lassen sich auch Strategien entwickeln um höhere Punkte zu bekommen. Keine Partie läuft wie die andere.
Wir haben Azul in Runden zu zweit, zu dritt und zu viert gespielt. Egal in welcher Besetzung, es war immer interessant und spannend. Klar, manchmal gehört auch etwas Glück dazu, aber mit ein wenig Routine und Planung lässt sich immer etwas aus der zufällig gezogenen Auswahl machen.
Herausgestellt hat sich dabei vor allem in der Partie zu zweit, dass, wenn ein Spieler versucht taktisch zu spielen und der andere einfach nur aus dem Bauch heraus spielt, dann hat letzterer keine Chance auf den Sieg. Persönlich hatte ich mehrfach den Eindruck, dass es durchaus sinnvoll sein kann, von Beginn an zu versuchen, alle Felder einer Farbe zu belegen (evtl. auch von 2 Farben). Dadurch gibt es zwar zunächst nicht so viele Punkte, aber gegen Ende relativiert sich das und es gibt höhere Einzelwertungen. Ob dies jedoch eine praktikable Strategie auf Dauer sein kann, weiß ich nicht. Aber gegen „aus dem Bauch“ Spieler funktioniert das bisher recht gut.
Bei taktischen Spielern haben wir beobachtet, dass auch gerne einmal versucht wird, dem Mitspieler eine Falle zu stellen. Ihn dazu zu zwingen, eine hohe Anzahl an Steinen nehmen zu müssen, die er dann größtenteils auf seine Malus-Leiste legen muss. Diese Interaktionsmöglichkeit macht das Spiel dann noch spannender, geht allerdings etwas zu Lasten der Harmonie am Tisch. Aber wir spielen ja schließlich gegeneinander und nicht kooperativ. Das erinnert mich gerade an eine Situation während einer Partie. Der geschätzte Mitstreiter meinte, nachdem er mir ein Ei gelegt hat ganz lapidar: „Sorry, es ist nichts persönliches, es ist schlicht regelkonform.“ – Gute Mitspieler sind unbezahlbar!
Unsere Mitspieler über Azul
Jutta S. (49, Vielspielerin)
„Sehr ansprechendes Material. Einfacher Einstieg ins Spiel, aber trotzdem tricky.“
Sandra L. (48, Vielspielerin, Mutter)
„Wird für mich zum Pflichtkauf, da es mich an meinen Urlaub in Andalusien erinnert. Super schnell erklärt, angenehme kurze Spieldauer, tolle Steine. Wird bestimmt an langen Winter Abenden öfters auf den Tisch kommen. Wer bei den anderen Spielern schaut, kann es auch taktisch spielen. Sehr schönes Familienspiel.“
Fazit
‚Azul‘ ist in erster Linie ein abstraktes Legespiel, bei dem wir bunte Kacheln „an die Wand“ bringen müssen und das möglichst effektiv und punkteträchtig. Das Problem dabei ist nur, dass die anderen Mitspieler dasselbe versuchen, und dass wir nicht immer die Kacheln bekommen, die wir wollen. Man muss also Kompromisse machen und seine Spielzüge gut planen. Es steckt mehr Interaktion im Spiel, als es zunächst den Anschein hat.
‚Azul‘ ist dabei nicht nur ein sehr schönes Familienspiel, nein, auch Vielspieler und Freunde von abstrakten Legespielen kommen hier voll auf ihre Kosten. Die Optik des Spiels und das haptische Material versprühen zudem einen hohen Aufforderungscharakter und machen schnell Lust auf eine Revanche-Partie direkt im Anschluss.
Für uns gehört ‚Azul‘ zu den Highlights der diesjährigen Messe SPIEL’17 im Bereich der Familienspiele. Und die grafische Gestaltung der Box erspart zudem das Geschenkpapier unterm Christbaum.
© 21.11.17 Oliver Sack
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Abbildungen der Spiele und Regelauszüge © Plan B Games / Pegasus / Fotos: Oliver Sack
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