Lesezeit: 6 Minuten
Abstrakte Spiele für zwei üben auf mich immer einen Reiz aus. Zwar gefällt mir nicht jedes, aber ich muss jedes zumindest einmal anschauen, soweit möglich. Bei den Abstrakten von Gigamic werde ich meist fündig, da diese nicht nur optisch und haptisch etwas zu bieten haben. So auch bei Qawale, das hat mich optisch schnell angesprochen und auch ein kurzer Blick auf den Ablauf hat mich neugierig gemacht. Da ich mit meinem Sohn (25) immer einen Mitspieler und vor allem Gegner habe, musste das Spiel auf den Tisch. OK, meist bin ich nicht Gegner, sondern Opfer, aber egal – es muss Spaß machen und das tut es.
Name: Qawale
für 2 Spieler, ab 8 Jahren
Autoren: Romain Froger und Didier Lenain Bragard
Verlag: Gigamic
Vertrieb: Asmodee
Spieldauer: 5-20 Minuten pro Partie
Platzbedarf: gering, ca. 40×40 cm
Verlagstext
Elegant und taktisch zugleich, findet Qawale seine Inspiration in Kieselsteinhaufen, die man entlang der Wege findet. Beide Spieler erhalten acht Steine je einer Farbe. Die dritte Farbe ist neutral. Wer an der Reihe ist, legt einen Stein auf einen Stapel seiner Wahl und verschiebt ihn. Beim Verschieben eines Stapels müsst ihr auf jedem überquerten Feld einen Stein liegen lassen. Wer als Erstes vier Kieselsteine der eigenen Farbe von oben betrachtet auf dem Brett aneinanderreiht, gewinnt dieses Spiel, das durch eine grandiose Haptik des Materials besticht.
Quelle: Asmodee
Das Spiel
Ganz grob gesagt werden bei Qawale zwei bekannte Mechanismen gepaart. Das klassische “vier gewinnt” und das weltweit bekannte “Kalaha” (Bohnenspiel). Kombiniert auf einem sehr reduzierten Spielfeld von lediglich 4×4 Spielfeldern. Das ist schon im Wesentlichen alles, hat es aber auch ganz gehörig in sich. Auch wenn die Spielregeln vergleichsweise kurz sind, steckt einiges an Taktik dahinter und wird nicht schnell langweilig.
Spielablauf bei Qawale
Auf dem Spielfeld mit 4×4 Felder liegen zu Beginn einer Partie in jeder Ecke je 2 neutrale Spielsteine übereinander. Wer an der Reihe ist, setzt auf einen dieser Türme einen eigenen Spielstein obendrauf (oder auf ein anderes bereits besetztes Feld mit eigenen oder gegnerischen Steinen). Anschließend nimmt der aktive Spieler diesen neu entstandenen Stapel und beginnt von unten nach oben die einzelnen Steine orthogonal auf benachbarte Felder zu verteilen. Nicht diagonal, nicht vor und nicht zurück. Dann ist der Gegner am Zug und setzt einen seiner Spielsteine auf ein besetztes Feld.
Am Ende eines Spielzuges wird kontrolliert, ob ein Spieler gewonnen hat. Dazu wird einfach von oben auf das Spielfeld geschaut. Nur die oben liegenden Steine zählen, egal wie hoch ein Stapel ist. Hat ein Spieler jetzt 4 eigene Steine in einer Reihe (horizontal, vertikal oder diagonal), steht der Sieger fest.
Haben beide Spieler alle ihre Steine gesetzt, ohne dass es einen Sieger gibt, endet die Partie unentschieden.
Unsere Erfahrungen und Eindrücke
Qawale besticht durch seine bekannten Mechanismen und seine Einfachheit. Aber sollte auf gar keinen Fall unterschätzt werden. Was auf den ersten Blick sehr einfach wirkt, hat es ganz schön in sich. Zwar kann eine Partie sehr schnell vorbei sein, aber das liegt meist daran, dass einer der beiden Opponenten einen Fehler gemacht hat. Meist endet eine Partie frühestens nach 6 Steinen oder mit dem letzten. Ein Unentschieden konnte ich in ca. 60 Partien bisher nicht erreichen.
Als besonders peinlich hat es sich herausgestellt, wenn man mit nur 3 Steinen verliert. Das bedeutet, dem Gegner ist es gelungen, mit seinem vierten Stein die Partie für sich zu entscheiden! Wie gesagt, eigentlich geht das gar nicht, wenn man aufmerksam spielt, aber ein Fehler, wenn er dazu noch früh kommt, entscheidet eine Partie Qawale gnadenlos.
Aufgrund der kurzen Spieldauer haben bisher alle Partien über mehrere Runden gedauert. Mal spielt man auf 3 gewonnene Spiele, mal auf 5, mal noch mehr. Der Wiederspielreiz ist sehr hoch und da so eine Partie Qawale schnell gespielt ist, ist immer Zeit für eine Revanche oder zwei oder drei.
Klar, man muss diese Art Spiele mögen, sonst wirds nix. Aber wer mal Wenigspieler am Tisch hat und eine Alternative zu beispielsweise Mühle sucht, der kann problemlos Qawale auf den Tisch bringen. Die Regeln versteht wirklich jeder und wenn Regeln schnell erklärt sind und das Spiel schnell verstanden und gespielt wird, dann trauen sich auch Wenigspieler an eine Partie. Und wie gesagt, bei einer einzelnen Partie bleibt es selten.
Wer jetzt allerdings wissen möchte, ob es eine Strategie gibt, den muss ich leider enttäuschen. Das Einzige, was ich hier mit auf den Weg geben kann, ist “Konzentration”, sprich aufpassen, was man beziehungsweise was der Gegner tut. Man sollte versuchen zu agieren und nicht zu reagieren. Wer in der Lage ist, Druck aufzubauen, der hat einen kleinen Vorteil, den man aber auch nutzen muss. Als besonders gefährliche Situation hat es sich hierbei herausgestellt, wenn der Gegner plötzlich drei eigene Steine direkt übereinander hat. Das darf nicht passieren und wenn doch, dann sollte man im nächsten eigenen Zug versuchen, diesen Turm wieder zu verteilen. Sonst ist es eine Niederlage mit Ansage.
Zum Abschluss jetzt noch ein paar Worte zum Material. Das ist wirklich sehr gelungen. Die Spielsteine und das Spielbrett wirken sehr hochwertig und liegen super in der Hand. Alles wirkt hochwertig und lädt zum Spielen ein. Ein optischer und haptischer Leckerbissen, der gerne auf den Tisch kommt.
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Schaut doch mal bei den lieben Kollegen vom Beeple-Netzwerk nach. Vielleicht findet ihr unter www.beeple.de noch die eine oder andere Meinung zu diesem Spiel.
Alternativ könnt ihr immer gerne auch auf unserem und auf dem Discord-Server vom Beeple-Netzwerk nach weiteren Meinungen suchen.
© 16.03.2023 Oliver Sack – Abbildungen der Spiele und Regelauszüge ©Gigamic, Asmodee / Fotos: © Oliver Sack
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Der Einfachheit halber, verwende ich meist die maskuline Schreibweise in meinen Texten. Wenn ich von „Spieler“ schreibe, meine ich natürlich immer auch „Spielerinnen“ bzw. „Spieler m/w/d“
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