Lesezeit: 7 Minuten
von Oli
„Calçada ist doch wie Azul!“ – Dies haben wir sehr oft gehört, wenn wir Calçada auf den Tisch brachten. Aber das stimmt nicht! Ja, das runde Auswahltableau erinnert optisch an Azul, doch spielerisch gibt es kaum Gemeinsamkeiten. Wir nehmen unsere Plättchen, die wir auf unserem Spieltableau einpuzzeln nicht von dieser Tafel, sondern aus einer allgemeinen Auslage. Und nur weil wir im Prinzip Teile nehmen und auf unser Tableau legen, ist es noch nicht dasselbe. Sonst wären viele Spiele „wie Azul“, selbst Spiele, die älter sind, wären dann auch vergleichbar. Klingt komisch, richtig? Genau! Also lassen wir den Vergleich zum Spiel des Jahres 2018 einfach beiseite, denn es gibt absolut nichts Gemeinsames. Wobei, doch, da ist was – beide Settings wurden in Portugal verortet. Ha, doch wie Azul!
Name: Calçada
Für 2 bis 4 Personen, ab 8 Jahren
Autoren: Konstantinos Karagiannis und Vangelis Bagiartakis
Verlag: Piatnik
Spieldauer: ca. 45 Minuten
Platzbedarf: ca. 80x80cm
Verlagstext
Lesezeit: 1 Minuten
In diesem einfachen wie facettenreichen Strategiespiel für die ganze Familie kommen die wunderschön gestalteten Gehwege Portugals aufs Spielbrett. Einfach im Ablauf, aber gespickt mit raffinierten Details, bleibt bis zuletzt offen, wer das kreative Plättchen-Legespiel für zwei bis vier Personen gewinnt. Das farbenfrohe Spiel kommt im Grunde mit zwei schnell zu erlernenden Schritten aus: „Ansagen & Schieben“ und danach „Calçada-Plättchen legen“.
Freilich gibt es dafür Grundregeln zu beachten, die jedoch überschaubar und leicht zu merken sind. Abwechselnd wählen die Spielenden Plättchen aus der allgemeinen Auslage und versuchen damit stimmige Straßenpflaster zu gestalten. So füllen sich Runde für Runde die eigenen Tableaus.
Für verbundene Objekte gleicher Art gibt es am Ende auch noch Extrapunkte. Wer zusätzlich also auch noch auf die Symbole auf den Farbplättchen achtet, wird am Ende reich belohnt.
Gewertet wird zwischendurch und am Spielende – die abschließende Wertung kann noch einmal alles verändern. Es bleibt also spannend bis zum Schluss.
Der raffinierte Plättchen-Auswahlmechanismus und das zweischichtige Wertungssystem machen Calçada zu einem tollen Strategiespiel, das sowohl spannende Interaktionen als auch zahlreiche taktische Möglichkeiten bietet.
Quelle: https://www.piatnik.de/, Februar, 2025
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Das Spiel
Auf unserem Tableau versuchen wir möglichst viele Plättchen aus der allgemeinen Auslage Punkte trächtig einzubauen. Das Tableau ist in unterschiedlich grosse Gebiete (zwei bis fünf Felder) eingeteilt und jedes der 25 Felder hat eine Zahl zwischen Eins und Fünf.
Gelingt es, eines der Gebiete komplett zu belegen, winken Punkte, die direkt auf der Punkteleiste des Tableaus abgetragen werden. Dabei muss jedoch jedes Gebiet mit Plättchen derselben Farbe belegt werden, unabhängig vom Motiv auf den Plättchen. Plättchen in fünf Farben stehen dazu zur Verfügung. Während wir die Gebiete in einer Farbe füllen, versuchen wir parallel, grosse zusammenhängende Flächen auf dem Tableau mit identischen Motiven zu füllen, denn das bringt am Ende des Spiels weitere Punkte. Ich nehme meist nicht alle Motive auf mein Tableau, sondern konzentriere mich auf wenige. Weniger ist mehr und man behält leichter den Überblick. Ausserdem habe ich mich bei zu viel Varianz auch schon selbst blockiert und konnte nur wenig grosse Flächen bilden.
Plättchen nehmen
Um ein Plättchen zu nehmen, schauen wir auf die sechs Felder des zentralen Spieltableaus. Dort liegen farbige Holzmarker in unterschiedlicher Anzahl auf den einzelnen Feldern. Wählt man eine Farbe (Holzmarker), bestimmt die Anzahl der Marker auf dem Feld, welches Zahlenfeld auf dem Tableau belegt werden muss. Diese Anzahl gibt vor, welches Feld (Zahl) auf dem Tableau belegt werden muss. Der ausgewählte Holzmarker wird anschliessend auf das nächste Feld gezogen und es darf ein farblich passendes Plättchen aus der Auslage genommen werden, um dies dann auf eines der zuvor bestimmten Felder (Zahl) zu platzieren.
Bonusmarker für Bonusaktionen
Zeigt das ausgewählte Plättchen anstelle eines Symbols für die Gruppenwertung ein Bonus-Symbol, darf man sich zwei Bonusmarker nehmen. Diese können im späteren Spielverlauf genutzt werden, um entweder die allgemeine Plättchen-Auslage zu ändern oder um die Anzahl Holzmarker auf einem Feld des zentralen Tableaus zu modifizieren, bevor der eigentliche Spielzug beginnt.
Zwischenwertungen
Wird eines der Gebiete auf einem Tableau komplettiert, wird eine Zwischenwertung ausgelöst, bei der die Anzahl Plättchen in diesem Gebiet mit einem Multiplikator verrechnet wird. Anschliessen wird der Wert des Multiplikators um 1 reduziert. Diese Multiplikatoren gibt es ebenfalls in fünf Farben. Somit kann jede Farbe insgesamt fünfmal gewertet werden, bevor der Multiplikator-Marker seine Leiste verlässt. Dann kann diese Farbe auch nicht mehr gewertet werden. Sobald auch eine zweite Farbe aus der Wertung genommen werden muss, wird die aktuelle Runde noch zu Ende gespielt.
Schlusswertung
Am Ende des Spiels werden noch die Flächen, die zusammenhängend mit ein und demselben Motiv (unabhängig der Farbe des Plättchens) gewertet. Eventuell übrige Bonusmarker und nicht abgeschlossene Gebiete fliessen ebenfalls in die Wertung ein.
Meine Erfahrungen und Eindrücke
Nein, Calçada ist wirklich nicht wie Azul. Calçada ist wesentlich zugänglicher für Wenigspieler und hat meines Erachtens auch einen geringeren strategischen Anspruch und ist somit für die weniger spielaffine Familie die bessere Wahl, um in das Genre „abstrakte Legespiele“ einzutauchen.
Manchmal lohnt es sich, über den Einsatz eines Bonusmarkers nachzudenken, denn so lassen sich die Auslage an Plättchen oder der Auswahlmechanismus beeinflussen. Mittels Bonusmarker zum Beispiel die Anzahl der Farbwürfel zu seinen Gunsten oder für bessere Möglichkeiten zu verändern, kann sich lohnen. Verschiebt man zum Beispiel vor dem eigentlichen Spielzug ein Farbwürfel und erreicht so eine Gruppe von sechs Farbwürfel auf einem Feld, so ist man deutlich flexibler beim Legen des ausgewählten Plättchens. Liegt die Anzahl der Farbwürfel bei sechs oder mehr, kann das Plättchen auf ein beliebiges Feld gelegt werden – unabhängig von der Zahl. Das bietet Möglichkeiten beim Komplettieren eines Bereichs auf dem eigenen Spieltableau.
Meine Tipps
Ich persönlich versuche meist zunächst gezielte Plättchen zu nehmen und zu platzieren, ohne viel Bonusmarker zu verwenden und ohne die Option „freie Auswahl beim Legen“ zu nutzen. Denn dies wird erst gegen Ende der Partie wichtig, oder wenn man spontan versuchen muss einen Bereich zu komplettieren, um den höheren Multiplikator abzugreifen, bevor es jemand anderes tut. Außerdem kann ich mir den Nachschub an Bonusmarker nur sichern, wenn ich ein entsprechendes Plättchen nehme und platziere. Dazu kommt, dass ich mir mit Bonuskärtchen wertvollen Platz auf meinem Tableau blockiere.
Timing ist somit das Wichtigste, auf das man achten muss. Wer auch nur einen Zug zu spät kommt, hat schnell das Nachsehen. Die Tableaus der Mitspieler im Auge behalten ist der zweite Punkt, der wichtig sein kann. Auch wenn jede Person vor sich hin puzzelt, so gibt es durch die Zwischenwertungen (Multiplikator) eine gewisse Interaktion und einen Druck auf die eigene Strategie.
Fazit
Ein einfaches und dennoch forderndes Legespiel für die ganze Familie. Zugänglich, kurzweilig und spannend. Vielspieler werden hier zwar eher unterfordert sein, aber für diese Zielgruppe ist das Spiel auch nicht gedacht.
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Schaut doch mal bei den lieben Kollegen vom Beeple-Netzwerk nach. Vielleicht findet ihr unter www.beeple.de noch die eine oder andere Meinung zu diesem Spiel.
Alternativ könnt ihr immer gerne auch auf unserem und auf dem Discord-Server vom Beeple-Netzwerk nach weiteren Meinungen suchen.
© 04.02.2025 Oliver Sack – Abbildungen der Spiele und Regelauszüge ©Hans im Glück // Fotos: © Oliver Sack
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