Sky Team (Luc Rémond, 2024)

von Oliver

„Ladies and Gentlemen – Der Captain entschuldigt sich schon im Voraus, dass es eine harte Landung wird.“ Beim neuen Zwei-Personen-Spiel „Sky Team“ von Kosmos könnte man genau diese Durchsage häufig abspielen. Zumindest im Idealfall, falls die Maschine nicht schon unterwegs abschmiert – Pardon, notlanden muss. Kooperativ versuchen wir als Pilotin und Co-Pilot mit wenig Absprache unsere je vier Würfel so auf die einzelnen Aktionen im Flugzeugcockpit zu verteilen, dass wir einen freien Luftraum bekommen und alle Systeme für die Landung vorbereitet sind. Kaffee kochen inklusive. Und das alles fühlt sich richtig gut an und macht Spaß. „Cabin crew, prepare for landing.“

Bereit zur Landung? In dem kooperativen Spiel schlüpft ihr zu zweit in die Rollen einer Pilotin und eines Co-Piloten, die gemeinsam ein Flugzeug steuern. Ziel ist es, das Flugzeug sicher auf verschiedenen Flughäfen weltweit zu landen. Dafür müsst ihr eure Würfel geschickt den richtigen Feldern im Cockpit zuordnen, um das Flugzeug auszubalancieren, die Geschwindigkeit zu kontrollieren, die Landeklappen und das Fahrwerk auszufahren und den Tower zu kontaktieren. Stellt sicher, dass der Flugraum auch tatsächlich frei ist und vor allem: Verfehlt ja nicht die Landebahn! Von Montreal bis Tokio – jeder Flughafen hat seine eigenen Landebedingungen. Beweist euer Können als eingespieltes Team am Steuer des Jumbo-Jets. Seid ihr bereit für den Nervenkitzel? Dann erlebt Sky Team – das ultimative Spiel für angehende Piloten und Pilotinnen ab 12 Jahren.

Quelle: www.kosmos.de, Mai 2024

Das Cockpit ist unser Spielplan. Der Pilot spielt dabei auf der linken Seite und setzt dort seine blauen Würfel ein. Der Co-Pilot (orange) spielt rechts. Oben am Cockpit sehen wir die Entfernung zum Zielflughafen und unsere aktuelle Höhe. Beide Informationen befinden sich auf verschiebbaren Leisten, wobei die Höhenleiste gleichzeitig die Anzahl der Spielrunden vorgibt.

Unter den beiden Leisten haben wir unseren künstlichen Horizont mit je einem Würfeleinsetzfeld für Pilotin und Co-Pilot. Diese beiden Felder müssen verpflichtend in jeder Runde belegt werden. Die Differenz aus beiden belegten Feldern ergibt die Neigung des Flugzeugs. Daneben haben wir unsere Funkfelder. Dort eingesetzte Würfel sorgen für einen freien Luftraum bei unserem Landeanflug.

Unterhalb des künstlichen Horizonts befindet sich unsere Geschwindigkeitsleiste. Unsere aktuelle Geschwindigkeit ergibt sich aus der Summe der beiden darunter platzierten Würfel auf den Triebwerksfeldern. Auch diese beiden Felder sind Pflichtfelder. Unsere Geschwindigkeit steuert die Entfernungsleiste und um wie viele Felder sie nach unten geschoben wird, wir also dem Zielflughafen näher kommen. Links vom blauen Marker fliegen wir mit Geschwindigkeit „Null“ (Platzrunde), zwischen blau und orange beträgt die Geschwindigkeit 1 Feld und rechts von orange fliegen wir mit 2 Feldern am schnellsten.

Die Pilotin kann über das Fahrwerk die Position des blauen Geschwindigkeitsmarkers steuern, der Co-Pilot über die Landeklappen die Position des orangenen Markers.

Unter den Triebwerksfeldern haben wir die Bremsen. Diese sind bei der Landung wichtig, da die Geschwindigkeit bei der Landung kleiner sein muss als der aktuelle Bremsmarker (rot). Die Bremsen werden ausschließlich durch die Pilotin (blaue Würfel) gesteuert.

Die drei untersten Einsatzfelder dienen der Entspannung. Hier wird Kaffee gekocht. Das können sowohl Pilotin als auch Co-Pilot machen. Jeder dort eingesetzte Würfel bringt eine Tasse Kaffee. Jeder Kaffee kann später dazu genutzt werden, eigene Würfel mit ±1 zu manipulieren.

Später, nach dem Einführungsspiel, können noch weitere Module und Einsetzfelder, wie zum Beispiel eine Treibstoffanzeige hinzukommen.

Für die Landung in Montreal (YUL) haben wir im Einführungsspiel genau 6 Runden Zeit. 6 Runden, in denen wir kontinuierlich an Höhe verlieren, dem Zielflughafen näherkommen und unser Flugzeug für die Landung vorbereiten müssen. Dafür haben wir in jeder Runde 4 Würfel zur Verfügung, die wir zu Beginn einer Runde geheim hinter unserem Sichtschirm werfen. Sobald die Würfel gefallen sind, ist jegliche Kommunikation zwischen Pilotin und Co-Pilotin untersagt. Eine Absprache vor dem Würfeln ist jedoch erlaubt und meistens auch notwendig.

Beim Einsetzen der Würfel sind wir abwechselnd an der Reihe. Wo wir unsere Würfel einsetzen, welches System wir aktivieren, bleibt jedem selbst überlassen. Einzig die Felder für die Turbinen (Geschwindigkeit) und das Ruder sind verpflichtend. Somit bleiben je zwei Würfel übrig, die wir auf anderen Feldern einsetzen können.

Grundsätzlich kommt es jetzt auf das richtige Timing an. Wir müssen versuchen, die Kiste gerade zu halten und bei der Landung ein paar Bedingungen zu erfüllen.

1.       Es darf sich kein Flugzeug auf der Entfernungsleiste befinden.

2.       Alle Fahrwerksteile und Landeklappen zeigen grünes Licht.

3.       Das Flugzeug ist waagerecht ausgerichtet.

4.       Die Geschwindigkeit ist kleiner als die Stärke der Bremsen.

Klingt zu Beginn recht schwierig und man wird eine Lernkurve durchlaufen, denn das Pilotenleben bei Sky Team beginnt mit Schwierigkeiten. Es ist also nicht gesagt, dass man bei seiner Erstpartie tatsächlich auch erfolgreich landet. Als Team aus Pilotin und Co-Pilot muss man sich eingrooven, das System verstehen und die richtige Kommunikation vor dem Würfeln und die hilfreiche non-verbale Kommunikation nach dem Würfeln finden.

Wann fliegen wir zwei Felder weit, wann lieber nur eine Platzrunde? Wann funken wir uns den Luftraum frei und wann kochen wir uns Kaffee? Letzteres ist übrigens eine große Hilfe gegen Stress, wobei mit Stress hier ein unpassender Würfelwurf gemeint ist. Ebenfalls sehr hilfreich und werden leicht vergessen, sind die Re-Roll Optionen, die es im Spiel gibt. Ziehen Pilotin oder Co-Pilot diese Option, dürfen beide eine beliebige Anzahl der verbliebenen Würfel neu werfen. Dies wird auch gerne vergessen, vor allem der Fakt, dass beide Spielenden diese Option nutzen dürfen.

Hat das Team erfolgreich die erste Aufgabe „Montréal“ absolviert und sich eingespielt, kommen weitere Szenarien (Strecken) und damit auch neue Herausforderungen. Je nach verwendeter Flugstrecke kommen einzelne Module darunter zum Beispiel „Kerosin“, „Wind“ oder „Echtzeit“ ins Spiel. Mit den Modulen kommen weiteres Spielmaterial und somit weitere Aufgaben auf das Team zu.

Beim Modul „Kerosin“ muss beispielsweise in jeder Runde ein Würfel auf der Kerosin-Leiste eingesetzt werden. Je nach eingesetzter Augenzahl verbrauchen wir dann Kerosin. Haben wir dabei die 20 Einheiten Treibstoff verbraucht, bevor wir landen, sind wir gescheitert. Da das Einsetzen auf der Kerosin-Leiste nicht verpflichtend ist, können wir auch darauf verzichten. Nur verlieren werden wir dann, wenn wir keinen Würfel einsetzen, einfach mal 6 Einheiten. Das ist viel und folglich versuchen wir das zu vermeiden. Alles in allem also noch ein Punkt den wir bei der Absprache, dem Briefing, unbedingt beachten sollten.

Bei den Szenarien kommen neben den Modulen auch immer wieder Ereignisse oder Anforderungen durch die Entfernungsleiste hinzu. So können zusätzliche Flugzeuge vor uns auftauchen oder wir werden gezwungen, das Flugzeug in einer bestimmten Neigung zu halten um beispielsweise Unwettern auszuweichen. Auch das bringt zusätzliche Herausforderungen für Pilotin und Co-Pilot.

Sky Team ist ein extrem herausforderndes Spiel für Zwei, auch wenn das Thema nicht jedem gefällt. Gemeinsam die richtige Strategie finden, gemeinsam non-verbal auf einen Nenner kommen und dazu noch den Zufall der Würfelergebnisse zu kompensieren. Das sind die Schlüsselfaktoren bei Sky Team. Mit jeder Runde funktioniert das besser und wenn man im zweiten oder dritten Versuch es endlich geschafft hat das vermeintlich leichte Einstigsszenario „Montreal“ erfolgreich zu beenden, ist man angefixt! Schnell will man dann die nächsten Strecken, die nächsten Herausforderungen kennen lernen. So kommen auch immer mehr und immer wieder andere Module hinzu und das Flugspektakel wird spannender, herausfordernder und komplexer.

Ich war von Anfang an gefesselt nachdem ich es endlich vor mir hatte, denn es war Anfang des Jahres sehr schwer eines zu ergattern. Das Spiel war schnell vergriffen und die nächste Auflage erst für August 2024 angekündigt. Ja, es dauert eben länger, wenn man in China statt in Europa produzieren lässt. Aber auch wenn der Großhandel und der Onlinehandel aktuell keine Exemplare verfügbar hat, so gibt es doch noch vereinzelt kleine Händler die mit einem guten Näschen ein paar mehr Spiele im Frühjahr geordert haben. Dazu kommt, dass man den stationären und lokalen Händler unterstützen sollte auch wenn es mal 2-3 Euro mehr kostet.

Für mich ist Sky Team ein ganz heißer Kandidat für die diesjährigen Preisverleihungen. Kennerspiel des Jahres und Deutscher Spielepreis sind meiner Ansicht nach möglich. Es wäre verdient. Ich bin gespannt, welche Simulation als nächstes als kooperatives Würfelspiel nach ähnlichem Prinzip auf den Markt kommt. Vielleicht ein Kreuzfahrtschiff? Eine Mondfähre? Oder gar eine Marslandung? Wir dürfen gespannt sein ob und welche kooperative Herausforderung auf uns zu kommt, denn mechanisch ist das Thema jung und unverbraucht.

Abschließend noch eine, kleine Memo an Christian H.: Ich würde es Notlandung nennen, nicht Absturz!