Die verdrehte Spuknacht (W. Lehmann, W. Dirscherl, 2024)

von Oliver

Ein gutes Kinderspiel ist erst dann ein gutes Kinderspiel, wenn Kinder sagen, dass es ein gutes Kinderspiel ist. Bitte lasst den Satz mal kurz auf euch wirken. Und? Ist schon etwas Wahres dran, oder? Doch woran machen Kinder diese Entscheidung abhängig? Von der Illustration? Ja. Von der Story? Auch ja. Von der Mechanik? Auf jeden Fall. Doch was macht eine gute Mechanik aus? Hier habe ich schon lange meine Meinung. Eine gute Kinderspiel-Mechanik muss interessant oder bestenfalls geheimnisvoll sein. Das steigert Aufmerksamkeit und sorgt dafür, dass Kinder voll bei der Sache sind. Bewährt hat sich hier schon immer ein Ausflug in die Welt der Physik. Einerseits ist es Schwerkraft die immer wieder begeistert, zuverlässiger funktioniert aber andererseits immer noch der Magnetismus. Diese unsichtbare Kraft kann Kinder fast immer in ihren Bann ziehen. Wie gut das funktioniert, zeigt wieder einmal der Verlag Drei Magier Spiele mit dem neuen Kinderspiel „Die verdrehte Spuknacht“.

Staunend stehen die drei Magier vor den riesigen Toren des alten Schlosses, die sich gerade wie von Geisterhand geöffnet haben. „Trauen wir uns hinein, um zu sehen, ob’s hier wirklich spukt?“, fragt Conrad ein wenig ängstlich. „Ja, gemeinsam als Team schaffen wir das!“, antworten Vicky und Mila im Chor. Doch die Tore knarren schon wieder … Können die drei das alte Gemäuer erkunden und rechtzeitig nach draußen finden, bevor das Spukschloss seine Tore bis zum nächsten Vollmond wieder verschließt? Denn eins ist gewiss: Wenn hier wirklich Geister ihr Unwesen treiben, setzen sie bestimmt alles daran, unsere drei neugierigen Magier aufzuhalten!

Quelle: www.dreimagier.de / November 2024

Gemeinsam versuchen wir, drei kleine Magier durch das Spukschloss zu bewegen. Jeder Magier soll dabei fünf Gegenstände seiner Farbe einsammeln und schnell das Schloss durch eine der drei Türen verlassen. Schaffen wir es so, alle drei Magier mit ihrer Beute aus dem Schloss zu ziehen, bevor sich die letzte Tür geschlossen hat, haben wir gewonnen.

Auf dem Spielplan stehen drei Magierfiguren sowie, in der einfachen Variante, drei Geisterfiguren. Es gilt, die drei Magierfiguren so über die Wege auf dem Spielplan zu bewegen, dass sie Felder erreichen, die den aktuell gesuchten Gegenständen entsprechen. Gleichzeitig bewegen sich die drei Geister frei, zufällig und unkontrolliert über den Spielplan. Wer sich wann bewegt, wird über Würfel ermittelt. Ein Würfel gibt dabei vor, um wie viele Felder eine Magierfigur gezogen werden darf. Der zweite Würfel gibt an, wie weit und in welche Richtung das magische Rad unter dem Spielplan gedreht werden muss. Dieses magische Rad bewegt dann wie von Geisterhand die Geisterfiguren auf dem Spielfeld. Berührt dabei ein Geist eine beliebige Spielfigur, wird das Drehen des Rades sofort gestoppt und es muss eine Geisterkarte aufgedeckt werden. Im Idealfall passiert nichts Weiteres, aber wenn wir Pech haben, verschliessen sich langsam die Türen raus aus dem Schloss.

Solange noch mindestens eine Tür offen ist, ist alles gut. Wir haben Zeit, die erforderlichen Gegenstände einzusammeln. Sobald wir alle Gegenstände eingesammelt haben, heisst es so schnell wie möglich raus aus dem Schloss. Gelingt es uns so, alle drei Magier rechtzeitig aus dem Schloss zu bewegen, haben wir gewonnen. Sollten alle Türen (Tore) geschlossen sein, bevor alle drei Magierfiguren aus dem Schloss gezogen wurden, endet das Spiel sofort und wir haben gemeinsam verloren.

Was bei dem Spiel als Erstes auffiel, war das allererste Zusammenbauen. Wird der hier Spielplan nicht sauber und korrekt in die Halterungen in der Spielschachtel eingerastet, kann es passieren, dass sich manch ein Geist wenig oder gar nicht bewegt. Daher sollte der Zusammenbau vor der ersten Partie sehr sorgfältig durchgeführt werden. Bestenfalls durch die Hilfe der Eltern. Einmal zusammengebaut bleibt der Spielplan an Ort und Stelle und es gibt keine Probleme mehr.

Um uns einen guten Eindruck zu verschaffen, hat meine Frau das Spiel in den Kindergarten mitgenommen. (Da meine Frau dort arbeitet, haben wir die Zielgruppe für Kinderspiele immer parat.) Gespielt wurde es dort zusammen mit Kindern im Alter von 4 bis 6 Jahren. Alle Kinder hatten keine Probleme beim Verstehen der Spielregeln. Schnell kam es zu einem guten Spielfluss.
Manche Kinder hatten es auch im Griff, die Drehscheibe bei einem Kontakt zwischen einem Geist und einem Magier sofort anzuhalten. Andere Kinder drehten oft bis zum Ende der Drehbewegung, unabhängig von einer Berührung.

Der Spielspaß und die Faszination am Mechanismus war in allen Gruppen zu sehen. Viele Kinder wollten meist noch eine weitere Partie spielen, unabhängig vom Ausgang der vorherigen. Ein paar Kinder waren sogar enttäuscht, wenn meine Frau ein anderes Spiel auspackte und eben nicht die verdrehte Spuknacht. Der Wiederspielreiz scheint also sehr hoch zu sein. Auch den unbeteiligten Kindern, die nur am Zuschauen waren, war eine Faszination anzusehen. Sie fieberten mit.

Im Spiel lernten die Kinder gemeinsam das Spielfeld zu beobachten, zu analysieren, um dann den vermeintlich guten Weg mit den Spielfiguren einzuschlagen. Gelegentlich bar auch zu beobachten, dass sich eine Alpha-Spielerin durchsetzte und quasi die ganze Gruppe leitet. Dem konnte jedoch entgegengewirkt werden, indem ganz klar die letzte Entscheidung bei der aktiven Spielerin liegt. Auch wenn das nicht immer optimal war und auch mal Tränen flossen.

Die Partien waren bislang ziemlich ausgeglichen. Mal gewannen die Kinder, mal verloren sie. Aber immer war es knapp, sodass erst am Ende klar war, ob gewonnen oder verloren wurde. Nur ganz selten war es eine klare Sache für die drei Magier.

Ein tolles Kinderspiel mit Magnetismus als “magische Kraft”. Geht immer! So reiht sich die verdrehte Spuknacht ein, in eine lange Liste von guten Kinderspielen aus dem Hause Drei Magier Spiele.